Seit dem 1. Januar 2022 sind biologische Sachzwänge in Zürich rechtlich ausgeblendet. Wer sich im falschen Körper geboren fühlt, kann seither auf dem Zivilstandesamt ohne bürokratischen Aufwand vom Mann zur Frau werden – oder umgekehrt.

Gemäss Gesetz muss eine Person innerlich fest davon überzeugt sein, nicht dem ursprünglich eingetragenen Geschlecht zuzugehören. Eine eigentliche Überprüfung dieser Überzeugung findet aber nicht statt. Die Zivilstandbeamten halten sich vornehm zurück – und lassen den Antragstellern die freie Wahl. Es gilt das Credo: «Niemand soll sich erklären oder gar rechtfertigen müssen».

Die langfristigen und schwerwiegenden Folgen dieser Entscheidung werden also nicht hinterfragt. Wozu dies führen kann, schildert nun Nadia Brönimann in einem Interview mit der Sonntagszeitung. Brönimann war als Christian geboren worden – unterzog sich vor 26 Jahren einer Geschlechtsumwandlung und wurde als Nadia zur berühmtesten Trans-Frau des Landes und Vorbild einer ganzen Bewegung.

Nun aber bereut sie diesen Entscheid. Auf Instagram setzte sie vor ein paar Tagen unter ein Bild, das sie mit kurzen Haaren zeigt, den Hashtag #detrans – was so viel heisst wie «rückgängig machen».

Gegenüber der Sonntagszeitung sagt sie dazu: «Ich kam mit meiner Anpassung nie bei mir selbst an. Sondern flüchtete in ein anderes, weiteres Lebensextrem, in einen anderen Körper.» Sie fühle sich zunehmend eingeengt durch die Erwartungen an ihre Weiblichkeit.

Die Entscheidung, ob sie ihre Hormontherapie ändern wird, steht noch aus. Brönimann ist sich der möglichen Komplikationen einer erneuten Umstellung auf Testosteron bewusst. Sie hat Bedenken hinsichtlich der Langzeitfolgen ihrer bisherigen Östrogen-Therapie.

Klar ist für sie aber: Sie möchte nicht nur Nadia sein, sondern auch Christian – eine Identität, die sie jahrelang verdrängt habe: «Mich nur als weiblich zu definieren, fühlt sich nicht mehr richtig an. Ich spüre, dass Christian wieder Raum braucht.» Inzwischen unterschreibe sie mit beiden Namen.

Der Leser bleibt bei diesen Ausführungen ratlos zurück – und fragt sich: Haben wir es hier mit einer kindlichen Seele zu tun, die immer das will, was sie nicht hat?

Die Antwort lautet (vermutlich): nein – dafür ist die Diskussion zu ernsthaft. Und dennoch zeigt das Beispiel Brönimanns: Bei aller Freiheit und woken Zeiterscheinung ist das biologische Geschlecht eben doch mehr als ein Zufall oder ein Missverständnis der Evolution. Und wer es ändert, betrügt nicht nur die Natur, sondern auch sich selber.