Aufruhr im Zürcher Regionalfussball. Anlässlich des Fünftligaspiels der zweiten Mannschaft des FC Zürich Affoltern gegen die Grasshoppers 3 kommt es zu wüsten Szenen. Die Rede ist von Rudelbildung, prügelnden Spielern, einem blutenden Schiedsrichter. Erst die angerückte Polizei kann die Lage beruhigen.

In den Medien wird die Eskalation auf die Rivalität der Super-League-Klubs FC Zürich und Grasshoppers zurückgeführt. Auf Seite Affolterns spielen diverse Mitglieder der FCZ-Südkurve mit. Ausserdem seien Fans des FC Zürich zum Spiel auf der Sportanlage Fronwald angereist – und hätten die Stimmung zusätzlich angeheizt. Nachdem der Schiedsrichter drei Rote Karten verteilt hatte, eskalierte die Lage.

Willy Scramoncini, Leiter Spielbetrieb im Fussballverband der Region Zürich (FVRZ), schätzt die Vorfälle differenzierter ein: «Ich glaube nicht an einen Zusammenhang mit den Super-League-Klubs. So, wie es mir geschildert wurde, lag der Frust des Spielers nach dem späten Gegentreffer am Ursprung der Tätlichkeit gegen den Schiedsrichter.» Die Grasshoppers hatten kurz vor Ende der Partie den Treffer zum 5:4 erzielt – und das Spiel (vermeintlich) gewonnen. Nach der Tätlichkeit gegen den Schiedsrichter brach dieser den Match ab.

Beim FC Zürich Affoltern sind die Verantwortlichen bestürzt über die Situation. Präsident Martin Markwalder sagt: «Wir distanzieren uns in jeglicher Form von diesen Aktionen und werden die fehlbaren Spieler aus dem Verein ausschliessen.» In einem eilends verfassten Communiqué heisst es weiter: «Ein solches Verhalten ist nicht akzeptabel und kann nicht toleriert werden. Die fehlbaren Spieler müssen auch mit Sanktionen vom Verband rechnen. Ebenso deutlich distanzieren wir uns von gewaltbereiten Fangruppierungen. In unserem Verein sind Fans aller Mannschaften willkommen.»

FVRZ-Spielleiter Scramoncini sieht die Auswüchse als Spiegelbild einer immer gewaltbereiteren Gesellschaft, in der der Fussball als Ventil herhalten müsse – nicht zum ersten Mal. Im vergangenen Juni war es im Cup-Final der B-Junioren zwischen Seefeld und Schwamendingen in Kloten zu einem Polizeieinsatz gekommen. Während des Penaltyschiessens hatten Fans der beiden Klubs Pyros gezündet, waren aufs Spielfeld vorgedrungen und hatten die Schützen bedrängt.

Der Beobachter aus der Halbdistanz bleibt ratlos zurück – und fragt sich: Wie weit sind wir gekommen, wenn selbst an Juniorenspielen ein Sicherheitsrisiko besteht? Ist dies tatsächlich die integrative Kraft des Fussballs?

Dass Scramoncini sagt, es gebe im Zürcher Regionalfussball pro Saison im Durchschnitt «nur» eine bis fünf Tätlichkeiten gegen Schiedsrichter, macht die Sache nicht besser.