Folgte man den Berichten von SRF, Blick und anderen, welche eine SDA-Meldung telquel übernahmen, konnte es keine Zweifel geben: Rund 40.000 Menschen nahmen am letzten Samstag in Zürich an einer Demo gegen den russischen Angriff auf die Ukraine teil. Gemäss SRF ein Rekord.

Da und dort wurde am Rande noch vermeldet, dass es sich bei den 40.000 um eine Schätzung der Veranstalter (Gewerkschaften und Linksparteien) in Bezug auf die Schlusskundgebung beim Bellevue handelte.

Nun hat die Stadtpolizei Zürich freundlicherweise per Twitter ein Luftbild von dieser Schlusskundgebung veröffentlicht. Das Foto wurde um 12:49 Uhr aufgenommen, auf dem Höhepunkt der Kundgebung.

Ein aufmerksamer Zeitgenosse machte sich die Mühe, das Luftbild auszuwerten. Er zählte dabei 5144 Teilnehmer. Also achtmal weniger als behauptet (siehe Foto).

Dass Teilnehmerzahlen an Demos je nach Gusto aufgeblasen oder kleingeredet werden, ist nicht neu. Dass Journalisten dabei ihre Parteilichkeit verraten, auch nicht.

Bei den Corona-Demos erwähnten die meisten Medien die Zahlen der Organisatoren bestenfalls mit grossen Fragezeichen. Selten wurden ihre inhaltlichen Anliegen thematisiert. Der mediale Fokus kaprizierte sich partout auf vereinzelte extremistische Trittbrettfahrer, die alles andere als repräsentativ für das Gros der Demonstranten waren.

Welche ein Kontrast zur Demo gegen den Krieg im fernen Ausland. Es wurden nicht nur kritiklos die Teilnehmerzahlen der Gewerkschaften übernommen. Auch die Slogans der Demonstranten wurden ausgiebig ausgebreitet.

Alles geschenkt. In der Schweiz findet sich kaum jemand, der Putins Aggressionskrieg billigt. Doch Propaganda bleibt Propaganda. Auch wenn sie der guten Sache dient. Richtig unappetitlich wird es, wenn sich der staatsnahe Rundfunk an der Propaganda beteiligt. Auch die Propagandisten im Kreml rechtfertigen ihre Lügen mit dem guten Zweck.