Der britische Premierminister Boris Johnson nutzt jede Gelegenheit, sich als Macher zu profilieren. Eben hat er angekündigt, «innert einiger Wochen» junge Wirtschaftsflüchtlinge aus Ruanda zurückzufliegen. Gleichzeitig finanziert das Vereinigte Königreich Bildungsinstitutionen in dem ostafrikanischen Land, die den Rückkehrern einen Neustart erleichtern sollen.

Was auf den ersten Blick zynisch aussehen mag, ist bei Licht betrachtet ein PR-Coup für die Tribüne der Öffentlichkeit. Er schadet niemandem wirklich, nützt faktisch aber nichts. Dafür dient er allen ein bisschen politisch: Johnson und seine Innenministerin Priti Patel können ihrer Wählerschaft vorgeben, sie lösten die Flüchtlingsfrage.

Das tun sie natürlich nicht, weil die Ruander eine verschwindend kleine Minderheit der jährlich 30.000 Migranten stellen. Der Strom von Zuwanderern aus Syrien, Iran oder Irak über den Kanal wird unvermindert anhalten. Zudem wird sich erst weisen müssen, wie viele Ruander tatsächlich zurückkehren.

Ungeachtet dessen können sich Hilfsorganisationen und die Labour-Opposition schon jetzt lautstark aufregen und die Regierung der Herzlosigkeit bezichtigen: Was wiederum ihre eigene Klientel zufriedenstellt. Auch das ruandische Regime wird sich freuen, denn so einfach ist noch niemand zu europäischen Unterstützungsgeldern gekommen.

Musste doch die Regierung lediglich versprechen, das Geld sinnvoll auszugeben, und kann dann tun, was sie will. Und die Flüchtlinge selbst? Sind sie die Leidtragenden? Wer einmal in einem Boot aufgegriffen wurde, kann wie bisher einen Asylantrag in Grossbritannien stellen – Abkommen hin oder her.

Sollte ein Flüchtling tatsächlich zurück nach Ruanda fliegen, könnte das bestenfalls ein Fingerzeig für seine jungen Landsleute sein, diese unsinnige Reise von über 6500 Kilometern mit der lebensgefährlichen Kanal-Überquerung nicht anzutreten.

Aber diese Hoffnung ist verschwindend klein.