Der ehemalige Bundesrat und SVP-Patron Christoph Blocher kritisiert die Rolle der Schweiz im Ukraine-Krieg: «Die Schweiz hat die Neutralität geschändet», sagt er im Interview mit der Zeitung Schweiz am Wochenende. Laut Blocher ist die Schweiz durch ihre Beteiligung an nichtmilitärischen Sanktionen gegen Russland zu einer «Kriegspartei» geworden. Um diesen Zustand zu korrigieren, plädiert Blocher für eine Rückkehr zur «integralen Neutralität», ähnlich wie im Jahr 1938.

Der 82-Jährige erinnerte daran, dass die Schweiz sich damals dazu entschieden hatte, die Sanktionen des Völkerbundes nicht umzusetzen und während des Zweiten Weltkriegs unter anderem Handel mit Deutschland und Italien trieb. Eine radikalere Umsetzung des Neutralitätsprinzips hält Blocher für unrealistisch, schliesst sie jedoch für die fernere Zukunft nicht aus. «Kommt Zeit, kommt Rat», so Blocher.

Gleichzeitig verteidigte der ehemalige SVP-Präsident seine Parteimitglieder gegen den Vorwurf, Russland-freundlich zu sein: Blocher betonte, dass die Gegner der SVP sie fälschlicherweise verunglimpfen würden. Auch Roger Köppel, abtretender SVP-Nationalrat und Chefredakteur und Verleger der Weltwoche, stehe nicht auf der Seite von Russlands Präsidenten Wladimir Putin, denn er lasse alle Seiten zu Wort kommen.

In Bezug auf den russischen Präsidenten warnte der SVP-Doyen vor einer Eskalation: Blocher zieht sogar Parallelen zu Langzeitdiktator Josef Stalin (1878–1953) und sagt, dass die Denkweisen von Stalin und Putin nicht so unterschiedlich seien, obwohl Stalin weitaus krimineller gewesen sei. Besonders gefährdet seien Staaten, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht mehr dem Einfluss Russlands unterlägen, wie zum Beispiel Polen, Usbekistan und die baltischen Staaten. Blocher: «Ich sage, passt auf.»