Als Frau in Deutschland hat man es mit den Männern nicht leicht. Gefühlt gibt es nur noch zwei Arten. Diejenigen, die sensibler sind als die Frau selbst und ihr gegenüber nach den präferierten Pronomen fragen, und jene, die jede Forderung nach ein wenig mehr Anstand und gutem Benehmen als Anschlag auf ihre Männlichkeit werten. Der deutsche Mann ist in der Regel also irgendetwas zwischen Soja-Sören und einem ungehobelten Mario Barth-Verschnitt.

Das gilt ebenso für seine optische Erscheinung. Vergleicht man deutsche Männer (und Frauen) mit dem internationalen Durchschnitt, drängt sich einem die beispiellose Geschmacklosigkeit der eigenen Landsleute zwischen Kurzarmhemd und Dreiviertelhose geradezu auf. Gutangezogene, gepflegte Männer (und Frauen) sucht man hier oft vergebens.

Was immer mehr fehlt, sind Männer, die sich irgendwo zwischen dem genderneutralen Sören und Bierbauch-Heiko ansiedeln lassen. Hugh Grant in den 1990er Jahren ist hier vielleicht kein moralisches, aber sicherlich ein optisches Vorbild. Tragisch nur, wenn selbst ein rasiertes Gesicht und volles Haar von jenen, die es nicht so gut getroffen hat, als unmännlich deklariert wird.

Mir scheint, als sei der Mann von heute in Deutschland zutiefst verunsichert. Anders kann ich mir die abschätzigen Kommentare über einen gewissen Typ Mann, der auch einmal etwas aus sich macht, nicht erklären. In Zeiten, in denen Männlichkeit mehr denn je auf dem Prüfstand steht, scheinen sich einige an die absurdesten Dinge zu klammern, die vermeintliche Männlichkeit definieren.

Aber ein ungepflegter und tölpelhafter Mann ist nicht männlicher als andere. Es ist gerade der Mann, der sich aus Respekt vor sich selbst und uns Frauen pflegt, gut kleidet und benimmt, der männlicher ist als alle anderen.

Mehr «Vier Hochzeiten und ein Todesfall» und weniger «Ballermann 6». Das wäre etwas.