Georgien hat gewählt, und weil das Ergebnis nicht nach Wunsch ausgefallen ist, sitzt man in Brüssel auf dem Sofa und nimmt übel.

Denn jene Kräfte haben verloren, die das Land dort sehen, wo es – zum Kuckuck – hingehört: in Europa. Gewonnen haben finstere Moskau-treue Kräfte.

Heisst, dass für Brüssel Moskau keine europäische Stadt ist, Tiflis aber schon.

Ist aber genau umgekehrt.

Georgien liegt südlich des Kaukasus, der Grenze zwischen Europa und Asien. Mit demselben Recht könnte man die Nachbarstaaten Aserbaidschan und Türkei zu Europa rechnen.

Die Geografie gibt es also nicht her. Vielleicht die Religion? Georgien ist eine alte christliche Nation, Aserbaidschan und die Türkei sind islamisch.

Nein, geht auch nicht. Wissen wir doch, dass auch der Islam zu Europa gehört.

Es geht weder um Geografie noch um Religion, sondern um Neo-Imperialismus. Amerika hat Georgier zu Europäern erklärt, weil deren Land – zusammen mit Moldau und der Ukraine – Teil ihres Projektes zur Entmannung Russlands ist.

Und die EU? Sie ist verkommen zum Büchsenspanner der USA. Ihre Avancen an Kiew, Chisinau und Tiflis entsprechen nicht eigenen Interessen, sondern denen Washingtons.

So viel zu Ursula von der Leyens Steckenpferd, der EU als geopolitischer Macht.