Zwar hat Donald Trump mit seinem Interview bei Tucker Carlson der Konkurrenz die Show gestohlen. Doch wer die Debatte der republikanischen Anwärter auf das Präsidentenamt in Milwaukee, Wisconsin, anschaute, stellte fest, dass in Trumps Schatten nicht gähnende Leere herrscht.
Nach einem engagierten, teils heftig ausgetragenen Schlagabtausch kürten die republikanischen Wähler zwei klare Gewinner.
Der erste Sieger ist jener Mann, der von Trump bereits totgesagt wird: Ron DeSantis. Trotz Abgesängen in der Presse demonstrierte DeSantis live vor der Kamera, dass weiter mit ihm zu rechnen ist. 29 Prozent der republikanischen Wähler, die die Debatte verfolgten, sagten, er habe am besten abgeschnitten.
Der zweite Sieger heisst Vivek Ramaswamy.
«Wer zum Teufel ist dieser dünne Kerl mit dem komischen Nachnamen, und was zum Teufel macht er mitten auf der Diskussionsbühne?», fragte der kleine Unbekannte aus Ohio in die Kamera und hatte das Publikum sofort im Sack.
«Ich bin ein Unternehmer. Meine Eltern kamen vor vierzig Jahren ohne Geld in dieses Land. Ich habe dann Multi-Milliarden-Dollar-Unternehmen gegründet.» Mit mitreissender Stimme legte er die kürzeste und eindrücklichste Visitenkarte des Abends vor. Unbeeindruckt von seiner vermeintlich übermächtigen Konkurrenz präsentierte sich der Sohn indischer Einwanderer als moderne Verkörperung des «amerikanischen Traums».
Ramaswamy, 38, der mit Biotech- und Finanzgeschäften ein Vermögen von 950 Millionen Dollar erwirtschaftete, pries sich so an, wie es in dem von Gerontokraten regierten Amerika am besten ankommt: als jungen, unverbrauchten Aussenseiter.
«Wenn man ein kaputtes Auto hat, gibt man die Schlüssel nicht wieder den Leuten, die es kaputt gemacht haben. Man übergibt es einer neuen Generation, die das Problem beheben kann. Deshalb bin ich in dieses Rennen eingestiegen, und ich laufe mich gerade warm.»
Und der Senkrechtstarter bewies, dass er gelernt hat, was – Trump hin oder her – unter Republikanern immer noch am meisten zieht: «Ich bin der einzige Kandidat in diesem Rennen, ob jung oder alt, schwarz oder weiss, der all die nötigen Wähler gewinnen kann, um eine Revolution wie Reagan 1980 zu entfachen.»
Ramaswamy stellte vor nationalem Publikum unter Beweis, dass er bei den Kernthemen, die die US-Bürger umtreiben – von Schwangerschaftsabbruch über Bildung bis Energiepolitik – dezidierte konservative Meinungen vertritt. 26 Prozent der republikanischen Zuschauer kürten ihn zum Sieger des Abends.
Bemerkenswerterweise schlugen die beiden Spitzenreiter – DeSantis und Ramaswamy – in der Sicherheitspolitik ähnliche Töne an. Insbesondere in der Ukraine-Politik und dem Verhältnis zu Russland.
«Ich werde keine Truppen in die Ukraine schicken, aber ich werde sie an unsere Südgrenze entsenden», erklärte DeSantis unter tosendem Applaus. «Wenn diese Drogenhändler Fentanyl über die Grenze bringen, wird das das Letzte sein, was sie tun. Wir werden Gewalt anwenden und sie eiskalt erwischen.»
Ins selbe Horn blies Ramaswamy. Auf die Frage, ob er eine Erhöhung der Mittel für die Ukraine nicht unterstützen würde, sagte der Polit-Novize klipp und klar: «Das würde ich nicht. Ich halte es für katastrophal, dass wir uns gegen eine Invasion an einer fremden Grenze schützen, während wir dieselben militärischen Ressourcen nutzen sollten, um eine Invasion an unserer eigenen Südgrenze zu verhindern.»
Und er legte gleich nach mit einer Tirade auf das politische Establishment: «Ich finde es beleidigend, dass unsere Berufspolitiker nach Kiew zu ihrem Papst Wolodymyr Selenskyj pilgern, ohne dass sie das Gleiche für die Menschen in Maui oder der Southside von Chicago oder Kensington tun … Wir müssen die Interessen der Amerikaner wieder an die erste Stelle setzen.»
Das «Establishment» im Kandidatenfeld versuchte, den Jungspund in die Schranken zu weisen. Nikki Haley, ehemals Uno-Botschafterin, und Mike Pence, Trumps Vizepräsident, definierten die Ukraine als erste Verteidigungslinie gegen Putins Expansionsgelüste. Beide warfen Ramaswamy mangelndes Verständnis von Aussenpolitik vor.
Der Angeschossene parierte schlagfertig: «Die wahre Bedrohung, der wir heute gegenüberstehen, ist das kommunistische China. Und wir treiben Russland weiter in die Arme Chinas. Das Militärbündnis zwischen Russland und China ist die größte Bedrohung, der wir gegenüberstehen.»
Zwar können die beiden Sieger der ersten Republikaner-Debatte Trump noch lange nicht das Wasser reichen. Mit durchschnittlich 40 Prozent Vorsprung scheint der Ex-Präsident uneinholbar an der Spitze.
Aber mit weiteren Auftritten wie in Milwaukee könnte sich Ramaswamy als Vize-Präsident empfehlen. Zumal er am deutlichsten von allen Mitbewerbern bekundete, er würde Trump trotz allen Anklagen unterstützen, sofern er die Kandidatur schafft.
Und sollte der haushohe Favorit aus irgendeinem Grund die Kandidatur nicht schaffen oder vor der Wahl aus dem Rennen fallen, haben sich Ramaswamy und DeSantis im ersten Stelldichein der Republikaner als Alternativen empfohlen.
Eine Debatte zwischen Ramaswamy und Biden kann man sich gar nicht vorstellen: Rama ein sehr eloquenter, etwas zu enerviert wirkender, aber sich glasklar ausdrückender Schnellsprecher, der andere ein verwirrter Nuschler, der sogut wie nichts verständliches über die Lippen bringt. Sollte letzterer nochmals gewählt werden, würde das bedeuten, dass entweder Amerika völlig übergeschnappt ist, oder dass die Wahlen nochmals und schon wieder (!), diesmal dann noch viel massiver gefälscht wurden.
Eine russisch-chinesische Bedrohung ist und war für die USA nie real existent. Die wahre Bedrohung sind die BRICS bzw. die Abkehr vom Petrodollar. Können die BRICS ein individuelles Zahlungssystem installieren, bzw. sich auf eine eingene Handelswährung, z. B. CHF, entscheiden, dürfte Amerika über kurz oder lang von ihrer gigantischen Schuldenwirtschaft eingeholt werden und sich mit einem existentiellen Kampf gegen Inflation und Verarmung konfrontiert sehen.
Alles ist besser als noch mal Donald Trump...