Die Titeleien können kaum schlimm genug sein, mit denen die veröffentlichte Meinung jetzt den syrischen Staatschef Baschar al-Assad behängt. So als habe man es immer gewusst, wie übel Assad seinem Land zugesetzt hat. Allerdings steht vorderhand noch in den Sternen, ob jetzt alles besser wird.

Die Negativpresse über Assad erstreckte sich denn auch keineswegs über seine gesamte Amtszeit. In London feierte der Machthaber eine umjubelte Märchenhochzeit mit seiner dort aufgewachsenen schönen Frau, einer früheren Investmentbankerin. Und männiglich im Wertewesten nannte man den studierten Augenarzt Assad als Nachfolger seines repressiven Vaters einen vielversprechenden Reformer.

Die heutige SRG-Chefin Susanne Wille präsentierte 2016 stolz ein «Exklusiv-Interview» des nach Syrien gereisten Sandro Brotz mit Präsident Baschar al-Assad. Dieser sicherte zu, dass es keine Zensur gebe, und war als weltweit geächteter Politiker froh, dass ihm das Schweizer Fernsehen eine Plattform gab. SRF wiederum war unendlich stolz auf das «Exklusiv-Interview» und verpflichtete sich gegenüber dem Diktator, nichts zu schneiden und das Interview in voller Länge zu senden.

Weniger diplomatisch gegenüber dem syrischen Regime gab sich der verstorbene Glarner Ständerat This Jenny (SVP), der sich 2014 in der Schweiz am Sonntag ärgerte, dass die syrischen Diplomaten in der Westschweiz mit allen Ehren empfangen wurden und im Luxushotel residierten. Statt sie zu verhaften und den zuständigen Richtern zuzuführen. Dies, so Jenny, «nachdem dieselbe syrische Regierung ihr eigenes Volk in einem nun schon Jahre dauernden Bürgerkrieg gemordet, zerbombt und abgeschlachtet hat».