Sie sitzen allein in ihrer Wohnung? Jetzt kann Ihnen endlich geholfen werden. Zumindest in Nordrhein-Westfalen. Die schwarz-grüne Landesregierung von Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat den ersten «Aktionsplan gegen Einsamkeit» auf den Weg gebracht. Und «alle können mitmachen», wie es in der Ankündigung heisst.
«Die schrecklichsten Wörter in der englischen Sprache sind: Ich bin von der Regierung und hier, um zu helfen», hat Ronald Reagan einmal gesagt. Ich weiss, dass Einsamkeit quälend sein kann, und fühle mich doch nicht wohl damit, wenn der Staat sich darum kümmert.
In der Corona-Zeit wollte mir das Infektionsschutzgesetz vorschreiben, wie viele Familien mit wie vielen Personen abzüglich Jugendlicher unter vierzehn Jahren ich in meinem eigenen Wohnzimmer treffen dürfte. Jetzt also verschafft mir der Staat Gesellschaft, und ich persönlich würde mir das genauso verbitten wie Regeln für meine Wohnung.
In Nordrhein-Westfalen jedenfalls haben sie ein «Fünf-Säulen-Modell» entwickelt und eine «konkrete Handlungsstrategie gegen Einsamkeit» verabschiedet. Einsamkeit sei eine grosse gesellschaftliche Herausforderung, heisst es in der Ankündigung. Die zuständigen Beamten haben sich auch schon den raffinierten Titel «Du+Wir=Eins» für den «Aktionsplan gegen Einsamkeit» überlegt, der von den Menschen mitgestaltet werden kann.
Und auch Ministerpräsident Hendrik Wüst ist der Ernst der Lage bewusst: «Einsamkeit ist die neue soziale Frage unserer Zeit. Einsamkeit beschäftigt die Menschen. Sie erzählen mir von ihren Eindrücken. Viele Menschen schreiben mir, teils sehr emotional, sehr persönlich. Nur wenn wir frühzeitig hinschauen und voneinander lernen, können wir Einsamkeit erfolgreich begegnen. Dazu gehört auch das Mitmachen bei unserem ersten Aktionsplan.»
Ich persönlich fühle mich eher bedroht, wenn mein Ministerpräsident sich um meine Einsamkeit kümmern möchte. Aber ich wohne auch in Berlin und würde meine Gefühlswelt ungern von Kai Wegner (CDU) betreut wissen, aber das ist natürlich Geschmackssache.
Ich halte es lieber mit Georges Moustaki, der mal darüber sang, dass er nie allein sei mit seiner Einsamkeit: «Non, je ne suis jamais seul avec ma solitude.» Nicht auszudenken, wenn Hendrik Wüst sich dann auch noch um uns beide kümmert …
Ralf Schuler war mehr als zehn Jahre Leiter der Parlamentsredaktion von Bild und ist Politikchef des Nachrichtenportals Nius. Er betreibt den Interviewkanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch «Der Siegeszug der Populisten. Warum die etablierten Parteien die Bürger verloren haben. Analyse eines Demokratieversagens» ist im Fontis-Verlag, Basel, erschienen.
Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen. Sein neues Buch «Der Siegeszug der Populisten. Warum die etablierten Parteien die Bürger verloren haben. Analyse eines Demokratieversagens» erscheint im Herbst und kann schon jetzt vorbestellt werden.
Das beste Heilmittel um der ellenbogenbedingten Einsamkeit in Deutschland zu entkommen ist auszuwandern. Dorthin wo die Sonne scheint und die Menschen wissen wie man das Leben geniesst. In die Länder wo es keine Berührungsängste zwischen Jung und Alt gibt, wo man noch weiss was Gastfreundschaft ist und die Familien intakt sind. In der Summe macht das mindestens 5000 Kilometer Entfernung von Deutschland als gesunden Sicherheitsabstand.
"Die zehn furchterregendsten Wörter der englischen Sprache sind: 'Hi, ich bin von der Regierung und komme, um Ihnen zu helfen!'" Ronald Reagan am 28. 7. 1988 (Original engl.: "The ten most terrifying words in the English language are "Hi, I'm from the government, and I'm here to help."" Ich finde das Originalzitat charmanter, schlitzohriger als die Übersetzung von Ralph Schuler.
Da gibt es doch bestimmt eine App, die helfen kann.