Die führenden Vertreter der deutschen Wirtschaft haben das Vertrauen in die Ampel-Koalition unter Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) weitgehend verloren. Stattdessen setzten immer mehr auf Friedrich Merz (CDU) als zukünftigen Kanzler. Dies ergab eine aktuelle Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), fast 500 hochrangige Führungskräfte aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung wurden befragt.

Von den befragten 336 Vorstandsmitgliedern sprachen sich 73 Prozent für Merz als Kanzler aus – ein Anstieg von 20 Prozent im Vergleich zur letzten Umfrage.

Die Umfrage zeigt eine weiter gewachsene Unzufriedenheit über die Standortbedingungen in Deutschland: Nur noch 27 Prozent der Entscheider geben dem Standort gute Noten. Industriepräsident Siegfried Russwurm kritisierte bereits im Frühjahr scharf die Halbzeitbilanz der Ampel: «Es waren zwei verlorene Jahre.» 80 Prozent der Führungskräfte und die Hälfte der Politiker stimmen dieser Aussage zu. Allensbach-Chefin Renate Köcher zeigt sich überrascht: «Das habe ich noch nie gesehen.»

Besonders heftig kritisiert wird die Energiepolitik der Regierung sowie die Überregulierung und die unzureichende Förderung der Wirtschaft. Die Umfrage ergab auch, dass vier von fünf Unternehmensführern bezweifeln, dass die Politik ein realistisches Bild von der Lage und den Nöten der Wirtschaft hat. Der Vorwurf des «Elfenbeinturms» an die Berliner Politikblase wird lauter.

Insgesamt sind nur noch 9 Prozent der Befragten mit der Bundesregierung zufrieden – ein drastischer Rückgang von über 60 Prozent im Vergleich zum Juli 2022. Trotz der massiven Unzufriedenheit glaubt die überwältigende Mehrheit nicht an ein vorzeitiges Ende der Ampelkoalition.