Die angekündigte Gegenoffensive der Ukraine hat bisher nicht den von ihr erhofften Erfolg gebracht. Das könnte laut dem Magazin Foreign Affairs auch daran liegen, dass die militärische Unterstützung aus dem Ausland nicht der ukrainischen Kriegsführung entspricht.

Die Ausbildung, welche die USA und die Nato böten, konzentriere sich auf schnelle Offensiv-Operationen. Die Taktik der ukrainischen Armee setze aber auf eine Zermürbung des Gegners.

Sie sei nicht im «Nato-Stil» aufgebaut, sondern teilweise noch an die einstige sowjetische Armee angelehnt, was Organisation und Mobilisierung angehe. Die westlichen Verbündeten müssten sich daher fragen, welche Waffen, Ausrüstung und Ausbildung die richtigen seien.

Die Gegenoffensive sei auch durch die verzögerte Lieferung von Waffen und Ausrüstungen ins Stocken gekommen. Diese habe es Russland ermöglicht, seine Stellungen zu befestigen.

Für die Russen erweist sich auf der anderen Seite nach wie vor die Knappheit an Munition, gepanzerten Fahrzeugen und Artilleriesystemen als Problem. Die Truppen seien schlecht ausgebildet und nicht motiviert.

Allerdings hätten sich die russischen Streitkräfte inzwischen gut an die Lage angepasst, während sie in den ersten Monaten kaum aus ihren Fehlern gelernt hätten. Die zahlenmässige Überlegenheit werde nun gut ausgenutzt.

Die Gegenoffensive der Ukraine sei noch nicht zum Scheitern verurteilt, so die Autoren der Analyse. Ihre Partner müssten aber Geduld aufbringen, und der Westen solle seine Erwartungen anpassen. Denn es handle sich um einen «Zermürbungskrieg», der Zeit brauche.