Anzüglichkeiten sind ein Minenfeld. Zum guten Ton gehörten sie zwar nie, trotzdem genossen sie eine gewisse Salonfähigkeit. Im derzeitigen woken Ideal der Reinheit und in dessen klar umrissenem Gut und Böse hat die verbale Zweideutigkeit aber nichts mehr zu suchen. Schade, findet unsere Autorin Sylvie-Sophie Schindler. In ihrem Plädoyer für Unschärfe und Zwischentöne geht sie dem gesellschaftlichen Phänomen auf den Grund. Seite 8

Schauspieler Kevin Costner schlug stets eigene Wege ein. Manch einer rieb sich die Augen, als der Frauenschwarm Anfang der neunziger Jahre den Western aus der Versenkung hob und mit «Dances with Wolves» den Regie- und den Produzenten-Oscar holte. Die Faszination für das archetypische amerikanische Filmgenre liess ihn nicht mehr los. Jetzt, mit 69, legt er nach: Dieses Jahr bringt Costner seinen Mehrteiler «Horizon: An American Saga» ins Kino. Unser Autor Harold von Kursk hat den bodenständigen Hollywoodstar mehrmals getroffen und sich mit dessen ungewöhnlicher Karriere auseinandergesetzt. Seite 35

Das japanische Haiku ist die kürzeste Gedichtform der Weltliteratur: Es umfasst immer nur drei kurze Zeilen, die ein konkretes Ereignis beschreiben, oft eine Naturbeobachtung und dadurch ausgelöste Gefühle. Haikus haben eine jahrhundertealte Tradition, die bis heute lebendig ist – allein in Japan schreiben zwei Millionen Menschen regelmässig Haikus. Der Schauspieler Robert Hunger-Bühler hat vor zwanzig Jahren die Magie dieser poetischen Form entdeckt. Seither haben ihn die Haikus nicht mehr losgelassen, diese Meisterwerke in wenigen Silben, in denen die Sprache in einen Schwebezustand gerät. Seite 42

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