Die in Polen ausgebildeten ukrainischen Soldaten zeigen vermehrt Anzeichen von Kriegsmüdigkeit – immer mehr desertieren, sagt Wladyslaw Kosiniak-Kamysz, Polens stellvertretender Ministerpräsidenten und Verteidigungsminister. Wie er Journalisten bestätigte, sei die Zahl der Deserteure zwar noch gering und stelle keine Gefahr für den Trainingsbetrieb dar, doch die Tendenz sei angesichts des anhaltenden Konflikts steigend.

Kosiniak-Kamysz äusserte sich zu einem Bericht der Financial Times, wonach allein zwischen Januar und Oktober 2024 in der Ukraine 60 000 Verfahren wegen Desertion eingeleitet wurden – mehr als doppelt so viele wie in den beiden Vorjahren zusammen. Auch in Nato-Ausbildungslagern – darunter in Polen – sollen monatlich etwa zwölf Soldaten verschwinden. Solche Entwicklungen führen der Zeitung zufolge auf den Druck und die fehlenden Erholungsmöglichkeiten für die Truppen zurück.

Der polnische Minister betonte, die lange Dauer des Konflikts belaste nicht nur die Soldaten, sondern auch die Bevölkerung seines Landes. Gleichzeitig berichtete er von Schwierigkeiten bei der Rekrutierung neuer ukrainischer Kämpfer, obwohl entsprechende Vereinbarungen mit der ukrainischen Regierung bestehen.

Insgesamt hat Polen seit Beginn des Krieges rund 26 000 ukrainische Soldaten ausgebildet.