Vielleicht gilt man schon bald als Kriegstreiber, wenn man eine Peace-Flagge am Balkon hängen hat. Sich gegen Waffenlieferungen auszusprechen, gilt in manchen Kreisen als Bekenntnis zum russischen Angriffskrieg.

Das Portal Watson.ch hält es hin und wieder auch so. Vom Presserat wurde es nun dafür gerügt. Er hiess eine Beschwerde teilweise gut.

In einem Kommentar des Onlinemediums hatte es geheissen: «Ob SVP oder Weltwoche, ob Republikaner oder Fox News: Sie alle stehen stramm hinter dem russischen Präsidenten und seinem absurden Krieg.»

Der Presserat befand, dass sich auch ein Meinungsbeitrag an die Fakten halten müsse. Es gibt aber keinerlei Belege dafür, dass die SVP oder die Weltwoche den Krieg in der Ukraine jemals für gut befunden oder gar unterstützt haben.

Auf die Beschwerde eines Lesers beim Presserat entgegnete Watson.ch-Chefredaktor Maurice Thiriet, einige SVP-Exponenten sowie Weltwoche-Verleger Roger Köppel hätten die russische Aggression verschiedentlich positiv bewertet.

Dass in einzelnen Aussagen ein gewisses Verständnis für die Haltung Putins zum Ausdruck gebracht werde, könne nicht als «Kriegsunterstützung» interpretiert werden, befand der Presserat. Der Kommentar auf Watson.ch verletze die Wahrheitspflicht, Tatsachen seien entstellt worden.

Besonders originell: Der Kommentator hatte sich für seinen Rundumschlag gegen SVP und Weltwoche auf Aussagen gestützt, die vor dem Krieg gemacht worden waren. Und Maurice Thiriet verteidigte sich mit dem Verweis auf Äusserungen, die erst nach Erscheinung des Kommentars gefallen waren.