Punk ist Rebellion, Punk ist Provokation, Punk pfeift auf Konvention.
In Deutschland sind das die Ärzte, die berühmteste Punk-Band im Land.
Aus und vorbei. Denn die Band fällt vor dem Zeitgeist auf die Knie, sie distanzierte sich von sich selbst.
Als die Fans in Berlin lautstark «Elke» forderten, streikten die Ärzte.
Der Song – 1988 veröffentlicht, millionenfach gestreamt – passe nicht mehr in die Zeit.
Wie bitte?
«Nee Leute, ‹Elke› ist fat-shaming und misogyn.»
Eins ist englisch, das andere griechisch: Spott über Dicke und frauenhassend.
Das mag stimmen, wie diese Passage zeigt: «Im Sommer gibt sie Schatten, im Winter hält sie warm / Sie hat zentnerschwere Schenkel, sie ist unendlich fett / Neulich hab ich sie bestiegen / ohne Sauerstoffgerät.»
Das klang allerdings auch schon vor dreissig Jahren nicht nett für dicke Frauen. Aber es war eben Punk. Und Punk darf alles.
Wenn Punk heute so sauber sein soll wie Andy Borg oder Helene Fischer, sollten die Ärzte über einen Wechsel ins Schlagermetier nachdenken.
Oder über den Ruhestand. Im siebten Lebensjahrzehnt darf man das.
So richtig echte Punk Rocker waren die Ärzte noch nie. Spätestens jetzt wissen wir, dass sie bloss dem Mainstream gefallen wollten. Der Wind hat ein wenig gedreht, die Ärzte haben sich wendig mit gedreht. Seit Corona wissen wir, dass auch in der scheinbar freien, unangepassten Kultur, mehrheitlich Windfähnchen flattern, die einzig um den persönlichen Kontostand besorgt sind. Dafür, dass die Kohle stimmt, schwimmen sie im Mainstream mit. Mainstream muss man wörtlich nehmen.
Nicht mehr "die beste Band der Welt aus Berlin" sondern "die wokste Band der Welt aus Berlin". Und für so was soll man überteuerten Einttritt zahlen, damit Farin nach der KohlemachTour CO2 kompensierend die Welt bereisen kann. Ohne mich.
Auch als (Punk-)Band darf man - wie jeder Mensch - DAZULERNEN. Was soll denn der (EWIGE) Wert dieses Liedertextes sein? Punk muss sich an fetten Menschen abarbeiten? Was soll daran wert-voll sein? Wie macht das die Welt besser? Für mich ist das doch eher ein sehr billiger Text, der höchstens einen Wert hat, wenn man über den "Besteiger" und nicht über die fette Frau reflektiert.