Ron DeSantis’ Rechnung ist einfach: Trump ist angezählt. Der Mann, der stets behauptet hat, er könne nur gewinnen, hat gleich dreimal verloren: die Präsidentenwahl 2020. Die Nachwahl in Georgia 2021 (und damit die Mehrheit im Senat). Und die Zwischenwahl 2022.

Also braucht Amerika neue Kraft mit Breitenwirkung. Viele Republikaner glauben, dass DeSantis genau dies bieten kann. «Als Trump mit Hirn und Herz». Und mit Leistungsausweis.

Der glänzend wiedergewählte Gouverneur von Florida verhalf seinem Bundesstaat zum Durchbruch als Wirtschafts-Paradies. Setzte sich gegen die «Woke»-Manie durch. Setzte die konservative Politik um, die Trump im Land vorgespurt, aber nicht vollendet hat.

Präsentiert wurde DeSantis mit der Schubkraft von Überflieger Elon Musk auf dessen Twitter-Portal: Als Macher, der nicht bloss andere ins Feuer schickt. Der im Irak Militärdienst leistete und sich nicht drückte wie Trump vor dem Vietnam-Krieg.

Doch bevor DeSantis nach der Krone greifen kann, muss er die Nomination der Republikaner gewinnen.

Und hier gibt es ein Problem. Die Wähler wollen nicht richtig warm werden mit dem Strahlemann aus dem «Sunshine State». Trumps Vorsprung hat sich im letzten Monat auf fast 30 Prozentpunkte vergrössert, obwohl er in New York angeklagt und wegen sexuellen Missbrauchs einer Journalistin verurteilt worden ist.

Inhaltlich bietet DeSantis keine wirkliche Alternative. Von der Wirtschaft zur Immigration, vom Kulturkampf zum Ukraine-Krieg liegt er fast deckungsgleich mit Trump.

Es scheint: Die Basis will lieber das Original als die sanft gesäumte Kopie.

Kaum hatte sich DeSantis präsentiert, wurde sein Twitter-Account von Trumper-Attacken geflutet. Mit «Fleischkloss», «Feigling», «Verräter» wurde er im «Fight Club» begrüsst.

«Du solltest Trump 2024 unterstützen, wie er dich als Florida-Gouverneur unterstützt hat», schreibt ein Trump-Fan. «Zu denken, wir würden ihm den Rücken zukehren, zeigt, wie wenig du uns kennst.»

Für die meisten ist DeSantis’ Schicksal bereits besiegelt: «Du kannst nicht aufhalten, was kommt.»

Trump selbst hat längst durchgeladen. Zuerst nannte er DeSantis den «Scheinheiligen». Nun diffamiert er ihn als «Rino». Als «Republikaner nur dem Namen nach». Und als «Globalist», was bei den patriotischen Konservativen einem Todesurteil gleichkommt.

Es läuft also alles nach Drehbuch, wie im grossen Trump-Action-Kino: Zuerst pulverisiert der Matador seine parteiinternen Gegner. Dann geht er auf den Erzrivalen der Demokraten los.

Fragt sich bloss, ob das breite amerikanische Publikum nach achtzehn Monaten Wahlkampf ab all dem Getöse nicht erschöpft sein wird – und wieder «Sleepy Joe» wählt.