Schöne Aussichten! So könnte man die sportliche Ausgangslage der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft an der EM in Deutschland vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Schottland benennen.

Die starke Leistung beim 3:1 gegen Ungarn beruhigte die Nerven – und lieferte Trainer Murat Yakin die Gewissheit, auf dem richtigen Weg zu sein. Vor allem eine Personalie erwies sich als matchentscheidend. Mit der Ausbootung von Xherdan Shaqiri öffnete Yakin die Türe für andere (wesentlich fittere und formstärkere) Spieler. Die Matchwinner Doah und Aebischer hatte kaum jemand auf der Rechnung – und ebenso wenig konnte darauf gesetzt werden, dass Breel Embolo bereits so gut wiederhergestellt ist, dass er mit dem 3:1 das Spiel entscheidet.

Damit ist für das Schweizer Team der rote Teppich in die Achtelfinals ausgerollt. Ein weiterer Punkt müsste bereits genügen, um das Minimalziel zu erreichen. Und nach dem ersten Spieltag (und dem 1:5 der Schotten gegen Deutschland) sind die Erwartungen vor der Partie gegen die Briten klar: Alles andere als ein Sieg wäre eine Enttäuschung.

Doch genau darin liegt die Crux. Die Rolle des spielgestaltenden Favoriten steht den Schweizern in der Regel schlecht an. Die Yakin-Männer bevorzugen es, aus der Defensive zu kommen und ihre Gegner mit überfallartigen Vorstössen schachmatt zu setzen.

So lauert die grösste Gefahr in den eigenen Reihen: Es sind Genügsamkeit und Hang zur Überheblichkeit. Doch auch in dieser Beziehung hat der Trainer mit der Nichtnomination von Xherdan Shaqiri vorbeugendes Krisenmanagement geleistet – eines, das letztlich auch für den Übergangenen zum Vorteil werden könnte. Einerseits ist Shaqiri tatsächlich nicht fit genug, um neunzig Minuten durchzustehen. Andererseits sitzt er nun exakt an jenem Ort, an dem er in seiner Karriere die grössten Erfolge feierte: auf der Ersatzbank.