«Das Gesundheitswesen scheint ein Fass ohne Boden zu sein.» Das schrieb Gesundheitsexperte Gerhard Kocher – im Jahr 1975, also vor 48 Jahren.

Seither hat sich das Problem dramatisch zugespitzt: Die Prämienbelastung werde unerträglich, moniert deshalb (wieder einmal) der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB), denn im Herbst drohe eine weitere Prämienexplosion.

Deshalb wirbt der SGB für die Prämien-Entlastungs-Initiative der SP: Sie will dafür sorgen, «dass kein Haushalt mehr als 10 Prozent des verfügbaren Einkommens für Krankenkassenprämien ausgeben muss».

Das Pseudo-Sparprogramm würde nicht nur einen administrativ kostspieligen und komplizierten Apparat erfordern, sondern die Kostenprobleme der Branche weiter verschärfen. Denn wenn der Einzelne die wahren Kosten nicht kennt, entfällt für ihn der Anreiz zum haushälterischen Umgang. Auch der zunehmende Bevölkerungsanteil von Senioren, die chronischen Krankheiten und der Fachkräftemangel liessen sich durch die SP-Initiative nicht aus der Welt schaffen. Sie würde das Kostenproblem lediglich verlagern.

Dabei gäbe es Alternativen. Für die Schweiz hat eine McKinsey-Studie bereits im Herbst 2021 einen modernen Weg aus der Kostenfalle aufgezeigt, der vielversprechend klingt: Mit einer Digitalisierung im Gesundheitswesen liessen sich in der Schweiz mehr als acht Milliarden Franken sparen – das wären rund 10 Prozent der Gesundheitskosten. Eine Digitalisierungsstrategie würde zu Effizienzgewinnen führen, «wie sie auch in der Schweiz immer wichtiger werden», heisst es deshalb in der McKinsey-Studie.

Die Schweiz hat auf diesem Gebiet allerdings laut McKinsey einen Nachholbedarf: «In der Schweiz ist die Digitalisierung des Gesundheitswesens langsamer vorangeschritten als in einigen Nachbarländern und Branchen.» Diese Lücke möglichst schnell zu schliessen, wäre sinnvoller und vielversprechender, als die Belastung der Haushalte zu deckeln.