Man wähnte sich schon fast an einer unbewilligten Demo des schwarzen Blocks am zweitätigen Treffen der Genossinnen und Genossen im Luftkurort Davos. SP-Co-Präsident Cédric Wermuth liess in seiner Eröffnungsansprache tief in seine sozialistisch-ideologische Seele blicken. Er nahm sich vor allem die Parteien Mitte und FDP zur Brust. Beide würden die SVP bei der Asylpolitik kopieren und damit eine «verstörende Lust an Gewalt gegen Unten» zeigen.

Wermuth verwies unter anderem auf den Beschluss des Nationalrates in der Herbstsession, nach dem der Familiennachzug von Flüchtlingen aus Bürgerkriegen verboten werden soll. Als Quintessenz seiner Ausführungen folgte eine Stigmatisierung aller politischen Instanzen, die sich rechts seiner eigenen politischen Ideologie bewegen. Der Genosse bezeichnete FDP, Mitte und SVP als «asylpopulistische Hooligans im Bundeshaus».

Der Zuhörer traute seinen Ohren nicht – und erinnerte sich an die 1.-Mai-Demo dieses Jahres in St. Gallen, als sich ebendieser Politiker weigerte, mit den Reportern von SRF zu reden. Seine Begründung: «Ich habe keine Zeit, ich muss mich jetzt auf diese Demo konzentrieren.» Als der Reporter insistierte, hob der Co-Präsident der SP Schweiz die Hände und wandte dem Team nach einem gereizten «Isch guet?» den Rücken zu.

Nachzusehen sind die Szenen in der SRF-Sendung «Rundschau» vom 8. Mai 2024. «Linksextrem und gewaltbereit: Recherche von der Demo-Front», so lautet der Titel. Die Reporter wollten ergründen, wie es um die Radikalität der Juso und «das Verhältnis der politischen Linken zu den Radikalen» steht. Es bleibe, so lautet ihr Fazit nach Cédric Wermuths Gesprächsverweigerung, «ein schwieriges Thema». Wobei dies sehr wohlwollenden ausgedrückt ist.

Man könnte auch sagen: Der Mann, der andere Parteien als «Hooligans» bezeichnet, kommt schlagkräftigen Kreisen definitiv näher.