«Nach rechts, nach rechts, nach rechts!», so stöhnt der linke Philipp Loser im Magazin von Tamedia. Er meint damit die politische Situation in den Nachbarländern und ortet eine «Renationalisierung von Europa».

In Frankreich werde gerade der Weg für Marie Le Pens «rechtsnationales Rassemblement National» geebnet. In Deutschland sei die Regierung gesprengt worden, wo doch die AfD immer stärker werde. In Österreich gewinne die «rechtspopulistische FPÖ» und sei zur stärksten Partei aufgerückt. Und in Italien gebe Giorgia Meloni dem «Rechtspopulismus» wenigstens ein freundliches Gesicht.

Angesichts der Themenkonjunktur von Zuwanderung und Inflation – so Philipp Loser – dürfte dieser Rechtstrend noch eine Weile anhalten. Während sich die Staaten auf ihre nationale Einheit zurückzögen, werde die Europäische Union «immer schwächer und handlungsunfähiger».

Doch mitten in diesem Elend gebe es eine Insel der Glückseligen, einen positiven Sonderfall. In der Schweiz sei selbst eine SVP «in unserem System eingespeist, sie ändert nichts an unserer Stabilität».

Was Philipp Loser verschweigt: Gerade in diesen Tagen sind in der Bundeshauptstadt Bern die Politiker und Diplomaten emsig am Werk, diesen Sonderfall, diese Insel der Stabilität preiszugeben. Um sich mit einem institutionellen Abkommen auf Gedeih und Verderb an die EU zu ketten, die ja «immer schwächer und handlungsunfähiger» wird.

Eben noch hat derselbe Philipp Loser die Schweizer als «Europaverwöhnte» betitelt. Um anhand von Albanien «eine ganz andere Geschichte der EU» zu erzählen, nämlich «eine positive, optimistische, unbelastete».

Am Beispiel der so ganz unterschiedlichen Erzählungen von Philipp Loser lässt sich zeigen, warum die Journalisten ebenso an Glaubwürdigkeit verlieren, wie es Loser betreffend die EU konstatiert: Sie werden «immer schwächer und handlungsunfähiger».