Samuel Giger verkörpert den Inbegriff des modernen Schwingers: 194 Zentimeter gross, 125 Kilogramm Wasserverdrängung — Muskelberge wie ein Schwergewichtsboxer. Er sieht blendend aus – und vermeidet öffentliche Auftritte, wenn immer möglich.

So ist er zum Schreckgespenst der Hochglanzmedien, aber zum Hoffnungsträger der Sägemehl-Traditionalisten geworden. Es wird ihm auch verziehen, dass er mit seinen Prinzipien gebrochen und die Türe für Sponsoren geöffnet hat.

Am Sonntag legt der 25-jährige Thurgauer aus Ottoberg eine weitere Kostprobe seines Könnens ab. Am Unspunnen-Schwinget, einem Anlass von eidgenössischem Charakter, der nur alle sechs Jahre stattfindet, dominiert er die Konkurrenz von A bis Z.

Zum Auftakt bodigt er den Saisondominator Fabian Staudenmann, auch in den vier weiteren Gängen bleibt er unantastbar – und im Schlussgang macht er mit dem Berner Adrian Walther kurzen Prozess. Er attackiert mit Kurz und siegt nach 1:14 Minuten durch Überdrücken.

Nach dem Gewinn des Kilchbergers 2021 ist es der zweite ganz grosse Erfolg des gelernten Zimmermanns. In Gigers Palmarès stehen bereits 32 Kranzfestsiege.

Und das ist erst der Anfang. Schon jetzt lehnt man sich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man sagt: Samuel Giger ist der Böseste der Bösen. Früher oder später wird er auch den Titel des Schwingerkönigs gewinnen.