Der Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis war der einzige Vertreter eines westlichen Landes, der die Einladung Chinas und Brasiliens zu einem Treffen während der Uno-Generalversammlung annahm, um über einen Sechs-Punkte-Plan zu diskutieren, der den Ukraine-Krieg entlang der aktuellen Frontlinien einfrieren soll. Ziel sei es, beide Seiten an den Verhandlungstisch zu bringen, berichtet die NZZ.

Damit habe Cassis für Irritation in Kiew gesorgt. Die Regierung von Präsident Wolodymyr Selenskyj kritisiert, der Plan lasse klare Verweise auf die Uno-Charta und die territoriale Integrität der Ukraine vermissen. Das ukrainische Aussenministerium nannte die Initiative «inakzeptabel» und zeigte sich enttäuscht über die Beteiligung der Schweiz. Kiew befürchtet, Russland könne die eroberten Gebiete behalten. Gesehen werde darin eine indirekte Anerkennung der Gebietsgewinne Moskaus.

Cassis, der sich in seiner letzten Amtszeitphase offenbar mehr auf seine eigenen Überzeugungen stützen will, zeigt sich unbeirrt. Er verteidigte die Teilnahme der Schweiz und betonte, dass die diplomatischen Bemühungen, die von der Gruppe um China und Brasilien ausgehen, für die Schweiz von Interesse sein könnten. Bern sei weiterhin bestrebt, eine Rolle in den internationalen Friedensverhandlungen zu spielen.