Bittere Zeiten für die Ukraine: die Offensive gescheitert, ein Kriegswinter vor der Tür, aber keinen interessiert es. Selenskyj allein zu Haus.

Zum Glück gibt es jemanden, auf den sich der ukrainische Präsident blind verlassen kann: Ursula von der Leyen. Ihre EU-Kommission hat die Aufnahme von Beitrittsgesprächen für die Ukraine empfohlen. Ab Dezember.

«Sie haben bereits deutlich über 90 Prozent des Wegs hinter sich», schmeichelte sie dem Land.

Andere sehen das nicht so rosig. Olivér Várhelyi etwa, als EU-Kommissar von Amts wegen für die Erweiterung zuständig, kam im Juni zum Schluss, dass Kiew nur zwei von sieben Kriterien erfülle.

Das wären nicht mehr als 90, sondern weniger als 30 Prozent.

Entweder sind Ukrainer Übermenschen, die in ein paar Monaten schaffen, wofür andere Jahre brauchen. Oder von der Leyen hat’s nicht so mit Zahlen – wofür es in ihrer abwechslungsreichen Karriere reichlich Belege gibt.

Tatsächlich ist es schlimmer. Von der Leyen hilft den USA. Diese wollen einen EU-Beitritt Kiews – als Trostpreis, weil es den Jackpot nicht geben wird: die Nato-Mitgliedschaft. Intern weiss man in Washington, dass der Krieg nur am Verhandlungstisch beendet wird und dass der Verzicht auf Nato-Ambitionen unabdingbar ist.

Das hätte man zwar schon lange haben können, ohne den Tod von Hunderttausenden. Aber zum Glück waren es ja keine Amerikaner.