Der aussenpolitische Experte Richard Haass, Präsident des renommierten Council on Foreign Relations, fordert die USA dazu auf, ihre Ziele im Ukraine-Konflikt realistisch zu definieren.

In einem Beitrag für die Zeitschrift Foreign Affairs beschreibt er, warum eine vollständige Rückeroberung der Grenzen von 1991 durch die Ukraine wenig wahrscheinlich und strategisch unklug sei.

Stattdessen plädiert er für eine Neudefinition des Sieges: Die USA sollten sich darauf konzentrieren, die Ukraine als souveränen und unabhängigen Staat zu erhalten, der frei entscheiden kann, welche Allianzen er eingeht und welche Aussenpolitik er verfolgt. Die Vorstellung, dass die Ukraine alle besetzten Gebiete zurückerobern müsse, gelte es dabei aufzugeben.

Haass erläutert, dass der militärische Unterschied zwischen Russland und der Ukraine zu gross sei, um eine Rückeroberung von Gebieten wie der Krim oder dem Donbas zu ermöglichen. Russland verfüge über eine wesentlich grössere Bevölkerung und eine starke industrielle Basis, während die Ukraine trotz westlicher Unterstützung Schwierigkeiten habe, ihre Verteidigungskapazitäten auszubauen.

Der Experte spricht sich daher dafür aus, dass die USA und ihre Verbündeten die Ukraine zur Aufnahme von Verhandlungen mit Russland ermutigen sollten. Dies sei kein einfacher Schritt, da er politisch unpopulär sei und Mut erfordere. Dennoch sieht Haass darin die einzige Möglichkeit, den Konflikt zu beenden und die Ukraine langfristig als funktionierenden Staat zu erhalten..

«Der perfekte Sieg darf nicht zum Feind des Guten werden», so Haass in seiner Analyse. Ein Kompromiss sei erforderlich, um eine Eskalation zu vermeiden und die Ukraine als eigenständige Nation zu sichern.