Die russischen Reaktionen auf die Berliner Panzer-Entscheidung reichen von unterkühlt bis empört.

Die einen reden die realen Auswirkungen auf das Kriegsgeschehen klein, die anderen sprechen von Rubikon und roten Linien.

Michail Scheremet, Duma-Abgeordneter von der Krim, forderte die unverzügliche Anerkennung des Krieges als Krieg – in Russland heisst es immer noch «militärische Spezialoperation». Die Lieferung deutscher Panzer mache es unerlässlich, «die Volkswirtschaft auf Kriegskurs zu bringen und alle Ressourcen für den Sieg zu mobilisieren».

Der Verlust der deutschen Politik als letzter russischer Rettungsanker in Europa ist aus Moskauer Sicht eine Demütigung. Entsprechend wird ausgeteilt. In einem Vortrag am Mittwoch bezeichnete Wladimir Putin Deutschland als «okkupierte Nation».

Der stellvertretende Vorsitzende des russischen Oberhauses betitelte einen Text zur neuen deutschen Rolle mit «Vom Euro-Leader zum Euro-Paria». Seine These: Die Abkehr von der bisherigen Ost- und Russlandpolitik macht Deutschland in Europa nicht attraktiver, sondern schmälert sein wirtschaftliches und politisches Renommee.

In der Zeitung Argumenty i Fakti stösst der Politologe Alexei Martynow ins selbe Horn: Deutschland sei heute ein Staat, dessen Kanzler sich von einem ausländischen Botschafter als beleidigte Leberwurst bezeichnen lasse. Ein Staat, dem ein Verbündeter, Polen, mitten in einer epochalen Krise eine Billionenrechnung für Weltkriegsreparationen präsentiert. Die Berliner Entscheidung, Kampfpanzer zu liefern, so Martynow, symbolisiere nicht nur das Ende von über siebzig Jahren Pazifismus, sondern auch das Ende des Traums von strategischer Führung in Europa.

Auch die deutsch-russische Monatszeitschrift Aussiedlerbote nimmt die Berliner Politik als wenig eigenständig wahr: «Warum ist Deutschland von allen Ländern immer am leichtesten beherrschbar?»