Die in Aarau ansässige Mediengruppe CH Media bringt in engen Intervallen grosse Interviews mit dem Aargauer Ständerat Thierry Burkart. So konnte der FDP-Präsident auch am Samstag wieder ausführlich seinen Machtanspruch und seine Weltsicht darlegen.
Interessanter noch als Burkarts Antworten sind die Journalistenfragen. So wollten Doris Kleck und Stefan Bühler Folgendes wissen: «Warum unterstützt die FDP Gregor Rutz von der SVP, einen Rechtspopulisten, und nicht Tiana Angelina Moser von der GLP, die sich ja auch als liberal bezeichnet?»
Peng. So wird mittlerweile eingeteilt und schubladisiert. Gregor Rutz ist ein Rechtspopulist, ungefähr in der Kategorie Jörg Haider, Marine Le Pen und Hubert Aiwanger. Und Angelina Moser, die in allen wesentlichen Politbereichen mit den Linken abstimmt, ist die wahre Liberale.
Nun ist Doris Kleck nicht irgendwer. Sondern immerhin stellvertretende Chefredaktorin und Co-Leiterin Inland von CH Media. Und dieses Medienhaus gehört bekanntlich der freisinnigen Verlegerfamilie Wanner. Und Stefan Bühler kommt von der NZZ am Sonntag, die ebenfalls der FDP nahesteht.
Neuerdings wird also in Aarau ein sachorientierter, gradliniger Zürcher Politiker wie Gregor Rutz, der seit seinen politischen Anfängen bei den Jungfreisinnigen nie einen Millimeter vom liberalen Kurs abgewichen ist, als «Rechtspopulist» abgestempelt. Und die linke Gegenkandidatin Tiana Angelina Moser erhält dafür den Glorienschein einer Fackelträgerin des Liberalismus, gewissermassen als Freiheitsstatue.
Bei diesem verschobenen Koordinatensystem muss man sich nicht wundern, dass sich die Bürger über die Journalisten wundern.
Wenn die Wähler nicht mehr selber denken und handeln wollen oder können, so müssen wir damit leben, dass die gewählt werden, die wir damit verdient haben. So traurig dies auch sein mag.
Das Bild ist ca. 30 Jahre alt. Inzwischen sind die kecken Wanner-Sprösslinge am Drücker. Herr Mörgeli, etwas mehr Vertrauen in die Wählerschaft! Von den wenigen, die zum 2. Wahlgang noch aufschlagen, wählt die Mehrheit Rutz.
Wer auf solch Uner-Kleck-liche Fragen antwortet, schiesst sich selbst ins Knie! Gönnen wir Burkhart doch noch Zeit für die Erlangung politische Reife. Staatsmann kann er so nie werden – lediglich ein weiterer Totengräber der abserbelnden FDP…