Kurz die Fakten: Der renommierte Schriftsteller Alain Claude Sulzer hat beim Basler Fachausschuss Literatur ein Förderungsbegehren für seinen neuen Roman eingereicht. Die Vorsitzende des Fachausschusses hat Sulzers Antrag zurückgereicht und ihn aufgefordert, den «Gebrauch der Bezeichnung ‹Zigeuner›» im Text zu erklären.

Es ehrt Sulzer, dass er als Reaktion auf diesen Eingriff in die künstlerische Freiheit sein Begehren zurückgezogen hat. Es ehrt auch die Verlegerin Bettina Spoerri, dass sie daraufhin ihren Rücktritt aus dem Fachausschuss erklärt hat.

Noch ein ganz wichtiges Detail: Sulzers neuer Roman spielt in den sechziger Jahren, in denen es noch gar keinen alternativen Begriff zum «Zigeuner» gab.

Interessant ist, dass es in den vergangenen Wochen mehrere Meinungsumfragen – auch von Tamedia – gab, die belegen, wie die Bevölkerungsmehrheit nach wie vor von Zigeunern, Mohrenköpfen oder Indianern spricht – gewohnt, ganz selbstverständlich und ohne jeden Rassismus.

Aber: es ist einer meinungsstarken Minderheit gelungen, Sprache einzuschränken. Die Grenzen des sagbar Erlaubten werden immer enger gezogen.

Vor kurzem war ich in Lörrach. Dort spielte auf dem Marktplatz eine Sinti-Band ganz exzellente Stücke von Django Reinhardt. Ich kaufte mir eine CD und unterhielt mich mit dem Drummer. Ich druckste etwas herum, weil ich nicht wusste, wie ich ihn korrekt anreden sollte.

Bis er trocken meinte: «Strengen Sie sich nicht weiter an. Wir sind rumänische Zigeuner.»