Die Fussballszene heult auf. Und die Romantiker des populärsten Sports sehen sich ihres letzten Idols beraubt: Jürgen Klopp, der Trainer des kleinen Mannes, der einst in Mainz aufgebrochen war, um die Welt zu erobern, der mit Borussia Dortmund die alldominanten Bayern vom Thron stiess und den FC Liverpool aus der Düsternis zu altem Glanz zurückführte, wechselt ins Red-Bull-Imperium – also in jene Organisation, die wie keine andere für Kommerz, Kunstprodukte und erkaufte Erfolge steht.

Klopp, der sich in Liverpool einst als «Normal one» vorgestellt hatte, ist zum «Dosen one» geworden – wie in den deutschen Medien gespottet wird. Auch sein neuer Titel («Global Head of Soccer») passt wie die Faust aufs Auge.

Im digitalen Universum und in den sozialen Medien sind die Meinungen geteilt. Die einen bringen Verständnis auf, andere wenden sich irritiert ab – und einige sehen sogar das Ende des Fussballs in seiner ursprünglichen Form gekommen.

Doch hier kann Entwarnung gegeben werden. Der Fussball wird weiterleben – und Jürgen Klopp geht bloss den logischen Weg. Schliesslich war er schon in Dortmund und Liverpool bei Vereinen tätig, die eine globale Ausstrahlung besitzen, die wie Grosskonzerne operieren und mit Zahlen in dreistelliger Millionenhöhe jonglieren. Und ausserdem kannte Klopp schon immer seinen Wert: Der populärste Schwabe der Welt war nicht nur Fussballtrainer, sondern auch Markenbotschafter für Finanzprodukte, Weissbiere, Elektroartikel und mehr. Die Süddeutsche Zeitung schreibt: «Kein Werbeblock im Fernsehen ist vor Klopps strahlendem Gebiss sicher.»

Dass Klopp gerne Geld verdient, darf ihm nicht übelgenommen werden – und macht ihn zu dem, was er selber für sich in Anspruch nimmt: Er ist ein «Normal One». Deshalb sei ihm selbst der Wechsel zu Red Bull verziehen.