«Russians at War» sorgt nach wie vor für Gesprächsstoff. Der Film hätte am Zurich Film Festival (ZFF) ausgestrahlt werden sollen. Ukrainischen Stellen ist es jedoch gelungen, ihn zu verhindern. Die ZFF-Verantwortlichen haben es mit der Angst zu tun bekommen.

Massive Drohungen sollen ausgesprochen worden sein (die Weltwoche berichtete). Inzwischen beschäftigt die Angelegenheit offenbar auch die Zürcher Staatsanwaltschaft.

Ob diese von sich aus ein Strafverfahren eröffnet hat, will sie nicht preisgeben. Diese Frage «könne nicht beantwortet werden», heisst es von Seiten der Medienstelle.

Für einzelne Rechtsexperten ist die Angelegenheit jedoch ziemlich klar. Laut ihnen hat die Strafverfolgungs-Behörde dringend tätig zu werden.

Diese Auffassung teilt etwa Marcel Bertschi, ehemaliger Erster Staatsanwalt des Kantons Zürich. Gegenüber der Weltwoche sagt er:

«Vieles deutet darauf hin, dass der Straftatbestand der Nötigung nach Artikel 181 des Strafgesetzbuches vorliegt.» Bertschi, der zu seiner Zeit als Legalist galt, sieht die Staatsanwaltschaft in der Pflicht, entsprechende Ermittlungen in die Wege zu leiten.

«Wäre ich noch leitender Staatsanwalt, hätte ich ein Strafverfahren eingeleitet und die notwendigen Abklärungen veranlasst. In meinen Augen liegt hier klar ein Offizialdelikt vor.»

Über das Vorgehen von ukrainischer Seite zeigt sich Bertschi empört: «Dass Ukrainer in der Schweiz einen Film verhindern konnten, ist untolerierbar.»

Er kritisiert auch die ukrainische Botschafterin Iryna Wenediktowa, die beim ZFF wie auch beim Schweizer Aussendepartement (EDA) gegen den Film intervenierte (die Weltwoche berichtete).

«Für mich ist es unbegreiflich, dass die ukrainische Botschafterin sich offenbar erfolgreich in innenpolitische Belange einmischt.» Mindestens ins EDA hätte man sie zitieren müssen, so Bertschi.

Der pensionierte Staatsanwalt war früher nicht unumstritten und galt vielen als Hardliner. Der ehemalige Blick-Chef Peter Uebersax brandmarkte ihn auch schon als «Sittenvogt von Zürich», weil Bertschi sich einst mit dem Zürcher Sexgewerbe angelegt hatte.

Die Redefreudigkeit des ehemaligen Staatsanwaltes sucht man ansonsten vergeblich. Ob EDA, ZFF oder Zürcher Behörden: In Sachen Wenediktowa und Vorgehen rund um den Film «Russians at War» der Regisseurin Anastasia Trofimova herrscht Schweigen. Trofimova wird bezichtigt, russische Propaganda zu betreiben.

Auskunft darüber, ob Anzeigen im Zusammenhang mit den Drohungen erstattet worden sind, erteilen weder das ZFF noch die Staatsanwaltschaft.

«Um Ihre Anfrage prüfen zu können, müssten daher die Personalien einer von einer solche Drohung betroffenen Person vorliegen, welche Angaben Sie derzeit nicht übermitteln», so die Medienstelle der Staatsanwaltschaft.

Transparente Kommunikation hört sich anders an.