Es sind schreckliche Bilder, die vor wenigen Tagen durch die sozialen Medien geisterten und schlimme Erinnerungen an die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte weckten. In Berlin versammelte sich ein antisemitischer Mob im Rahmen einer grossen pro-palästinensischen Kundgebung vor einer Starbucks-Filiale. Mit «Shame on you»-Rufen und Mittelfinger-Gesten jagten sie den Kunden der Kaffeehauskette im Inneren einen ordentlichen Schrecken ein.

Wie das ZDF berichtete, soll es zudem zu einem weiteren Vorfall am Checkpoint Charlie gekommen sein. Ein Gast, der gerade eine Filiale von Starbucks verliess, soll hier von einer Frau mit Kopftuch angespuckt worden sein. Das ZDF schildert den Vorfall als glaubwürdig.

Starbucks-Gründer Howard Schultz ist Jude. Zudem hatte sich Starbucks in der Vergangenheit von pro-palästinensischen Solidaritätsbekundungen der Gewerkschaft Starbucks Workers distanziert. Es geht hier also um klare Boykottaufrufe gegen jüdische Geschäfte. Etwas, das man in Deutschland und weltweit eigentlich nie wieder erleben wollte.

Das öffentlich-rechtliche Jugendformat «Die da oben» (ZDF) scheint die Lage indes nicht wirklich ernst zu nehmen: Der Funk-Ableger postet zwar auf seiner Instagram-Seite über die Boykottaufrufe gegen Starbucks, kommentiert die antisemitischen Bestrebungen allerdings so nüchtern, dass man glauben könne, hier würde gerade die Frage verhandelt, ob man lieber «Barbie» oder «Oppenheimer» im Kino gesehen hat.

Das Wort «Antisemitismus» taucht genauso wenig auf wie die sonst gern genutzten Verweise auf das Dritte Reich. Nazi-Vergleiche zieht man bei den Öffentlich-Rechtlichen anscheinend nur, wenn die Täter Deutsche sind. Alles andere sind bloss «pro-palästinensische Aktivisten». Völlig ungerührt fragt man: «Was haltet ihr von den Boykottaufrufen?»

 

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Unter dem Post geben sich «Kapitalismuskritiker» und «Pro-Palästina-Anhänger» die Hand. Von Waffenfinanzierungen der israelischen Armee durch Starbucks und anderem ist hier die Rede. Genauso wie vom vermeintlichen Genozid an den Palästinensern. Moderiert wird der Beitrag offenbar nicht, oder es handelt sich hierbei nicht um die schlimmsten Kommentare.

Spannend ist in jedem Fall, zu sehen, wie diskursbereit linke Medien plötzlich sind, wenn es nicht um deutsche Nazis geht. Da kann man dann auch ruhig mal den Sinn und Zweck von «Kauft nicht bei Juden» mit seiner Community besprechen und morgen wieder #NieWieder postulieren.