Die Bundeswehr stellt den ukrainischen Streitkräften ein schlechtes Zeugnis aus. Vor allem die im Westen erlernten Kriegstechniken würden nicht umgesetzt, weil sie abgelehnt werden, heisst es in einem Geheimpapier, das die Bild-Zeitung publik machte. Dies sei eine mögliche Erklärung für den schleppenden Verlauf der Offensive, obwohl die ukrainischen Streitkräfte von neun Brigaden mit rund 200.000 Soldaten verstärkt würden, die in den ersten fünf Monaten dieses Jahres im Westen ausgebildet wurden.

Kritisiert wird vor allem das Vorgehen der ukrainischen Truppen im Gefecht. Da die Verbände in sehr kleine Einheiten aufgeteilt würden, seien eine Gesamtkoordination und ein gemeinsames Vorgehen kaum erkennbar. Daher steige nicht nur die Gefahr von «Friendly Fire» – dem Beschuss durch eigene Truppen. Es behindere auch das Momentum dafür, Feuerüberlegenheit herzustellen.

Ein weiterer beunruhigender Befund des Berichts: Erfahrene ukrainische Soldaten, vor allem jene, die Kampferfahrung haben und in der Armee aufgestiegen sind, haben die Grundsätze der westlichen Ausbildung nicht ausreichend verinnerlicht. Überraschenderweise erzielen Soldaten ohne jüngere Kampf- oder Militärerfahrung grössere Erfolge bei der militärischen Ausbildung, die sie erhalten.

Das ukrainische Offizierskorps zeigt nach den Worten der Studie teilweise erhebliche Führungsmängel, die zu falschen und gefährlichen Entscheidungen führen. Die Offiziere agierten nicht nach westlichen Verfahren, was für die Umsetzung der erlernten Prinzipien aus dem Ausbildungstraining hinderlich sei.