Auf eine vorzeitige Entlassung hofft so gut wie jeder Gefängnisinsasse. In Grossbritannien dürfen viele darauf zählen, dass ihr Wunsch Wirklichkeit wird.

Vor rund einem Monat schickte der Staat 1700 Inhaftierte früher, als ihre Strafe vorsah, in die Freiheit. Nun sollen auf der Grundlage eines zuvor erlassenen «Notfallplans» weitere 1100 folgen. Statt mindestens 50 Prozent der Strafe verbüssen zu müssen, reichen neu nun 40 Prozent.

Damit will Grossbritannien den Kollaps des Justizsystems verhindern. Unter Druck gekommen waren die Gefängniskapazitäten nicht zuletzt, weil die Polizei bei Demonstrationen gegen Gewalt von Migranten unzählige Leute verhaftete. Nicht die erwähnten Migranten, sondern Demonstranten, denen Randale und Gewalttätigkeiten vorgeworfen wurden.

Nicht in den Genuss der vorzeitigen Entlassung kommen laut dem Plan Terroristen und Sexualstraftäter.

Inzwischen denkt die neue britische Regierung auch über alternative Optionen zur Haftstrafe nach, von Geldstrafen bis zu gemeinnützigen Arbeitseinsätzen.

Dies wohl auch, weil der Aufenthalt im Gefängnis offenbar wenig zur Resozialisierung beiträgt. Denn bei 90 Prozent der Leute, die eine Haftstrafe kassieren, handelt es sich um Wiederholungstäter.