Die Alltagssprache orientiert sich oft am Pragmatismus und am gesunden Menschenverstand. Wer Lust auf eine Pizza hat, geht «zum Italiener um die Ecke». Und wer einen kulinarischen Exkurs ins Land der aufgehenden Sonne bevorzugt, reserviert einen Tisch «beim Japaner».

An der Universität von Barcelona läuten deshalb die Alarmglocken. «Mikrorassismus» lautet das Schlagwort, mit dem zwei Studenten das Thema zum Inhalt einer Semesterarbeit beförderten und eine Plakatkampagne initiierten. Auf den Aushängen steht geschrieben: «Ich bin nicht der Chinese um die Ecke». Oder: «Ich bin nicht der Pakistani». Stattdessen können die Restaurantbetreiber handschriftlich ihre Namen eintragen, damit die Gäste einen persönlichen Bezug zu den Gastro-Unternehmer erhalten.

Radio SRF 1 nahm dies zum Anlass, in seiner Hintergrundsendung «Rendez-vous» einen viereinhalbminütigen Beitrag zu schalten und den «Studierenden» (Achtung: Gendersprache!) eine Plattform zu bieten. So sagten Alex Porras und Laja Sanchez zur Motivation ihrer Arbeit: Spreche man davon, dass man sich «beim Chinesen zum Essen trifft», sei dies abwertend und diskriminierend zu verstehen. Und auch der «Italiener mit der Pizzeria» habe einen Namen – und dürfte nicht einfach aufgrund seiner Nationalität «schubladisiert werden». Dies sei eine fahrlässige «Entmenschlichung». So habe man sich gegen «rassistische Stereotypen» zu wehren.

Der Zuhörer staunt ob dieser Ausführungen und Argumente. Es ist grundsätzlich nichts gegen politische Korrektheit einzuwenden. Aber mit etwas Pragmatismus betrachtet, könnte man auch sagen: Die Umgangssprache dient vor allem der Verständigung.

Und wenn es ein Problem wird, wenn man in einem Restaurant eines Italieners eine Pizza essen will, bleibt man am besten gleich zu Hause – und öffnet den Kühlschrank. Dort gibt es Appenzeller Käse und Bündner Fleisch. Aber vermutlich ist auch dies «mikrorassistisch» – und zwar in schwerster Form.