Das Jahr 2000 werden sie beim Tages-Anzeiger nie mehr vergessen. Das Blatt verbuchte weit über 10 000 Seiten an Stelleninseraten. Das spülte einen rekordhohen Reinerlös von 120 Millionen Franken in die Kasse.

Es bestätigte sich die alte Wahrheit des Verlagsgeschäfts. Das grosse Geld verdient man ausschliesslich mit Kleinanzeigen.

Heute ist dieser Strom versiegt. Im letzten Jahr hatte der Tages-Anzeiger keine 900 Seiten an Stelleninseraten mehr. Der traditionelle «Stellenanzeiger», der seit je beigelegt war, wurde eingestellt.

Das heisst nun aber nicht, dass den Medienhäusern die Umsätze mit Job-Angeboten davongeschwommen wären. Sie haben sich bloss vom Papier ins Internet verschoben.

In diesen neuen Märkten paddeln die ­gros­sen Verlage wieder obenauf. Ringier und Tamedia betreiben gemeinsam die beste Stellenplattform Jobs.ch. In vergleichbaren Digitalmärkten liegen die Verlage ebenso vorn. ­Tamedia bietet mit Homegate.ch ein führendes Angebot für Immobilien. Ringier ist mit ihrer Scout24-Gruppe ebenfalls bei Immobilien und bei Fahrzeugen in bester Position.

Ich erinnere mich gut ans Jahr 2000. Wenn ich damals Michael Ringier traf, redete er über die Ungerechtigkeit der Welt. Er musste ­zuschauen, wie Tages-Anzeiger und NZZ ihre gewaltigen Umsätze mit Kleinanzeigen machten. An seinem Blick aber ging dieses Annoncengeschäft damals völlig vorbei. «Ich hätte auch gerne so eine Gelddruckmaschine», sagte Ringier.

Inzwischen hat er sie. Im digitalen Markt ist Ringier endlich ans grosse Geld der Klein­anzeigen herangekommen. Die Margen sind gewaltig. Die Jobs.ch-Plattform zum Beispiel, an der Ringier beteiligt ist, macht einen Umsatz von 95 Millionen und auf Ebitda-Stufe einen Gewinn von 55 Millionen. Auch die eigene Scout24-Gruppe ist hochprofitabel.

Durch ihre gelungene Expansion ins Internet-Annoncengeschäft sind die Verlage auch wieder für Investoren interessant geworden – wie sie es schon einmal waren.

Im Jahr 2000 legte Tamedia einen äusserst einträglichen Börsengang hin. Der hohe Emissionspreis war getrieben von den enormen Renditen im gedruckten Kleinanzeigenmarkt.

Im Jahr 2014 legte soeben Ringier einen äus­serst einträglichen Teilverkauf hin. Die New Yorker Beteiligungsfirma Kohlberg Kravis ­Roberts (KKR) übernahm einen Anteil von 49 Prozent an ihren Internet-Marktplätzen der Scout24-Gruppe, für 175 Millionen Dollar. Der hohe Verkaufspreis war getrieben von den enormen Renditen im digitalen Kleinanzeigenmarkt.

In vier bis sechs Jahren wird KKR ihren Ringier-Anteil wieder verkaufen. Ein Profit von mindestens vierzig Prozent ist das Minimum, das beim Weiterverkauf herausschauen muss. Das ist realistisch.

KKR war nicht der einzige Interessent für den 49-Prozent-Anteil an Ringiers Online-Märkten. Auch Tamedia, Springer und die schwedische Beteiligungsfirma EQT reichten ein Angebot ein. KKR offerierte in der Bieterrunde schliesslich den besten Preis und, im Fall des späteren Weiterverkaufs, die besten Konditionen.

Unsere grossen Verlage, so kann man bilanzieren, haben ihr grösstes Geschäft, die Kleinanzeigen, wieder gut im Griff.

Es gibt eine Ausnahme, die diese Entwicklung völlig verpasst hat. Es ist die NZZ. Als ich kürzlich mit NZZ-Präsident Etienne Jornod beim Lunch sass, sagte er mir, er würde nie eine Internet-Firma wie Jobs.ch kaufen. Er halte nichts von diesen digitalen Plattformen der Kleinanzeigen.

Ich war platt. Es kam mir vor, wie wenn mir im Jahr 2000 der Präsident der NZZ erklärt hätte, er würde nie im Leben ein Stelleninserat in seiner Zeitung drucken.