Weltwoche: Wie geht es Ihnen?

Adel Abdel-Latif: Hervorragend! Die Geschäfte sind auf sehr erfolgreichem globalem Expansionskurs, und meine drei Kinder Soraya, 11, Rubina und Omar, beide 6, halten mich jeden Tag auf Trab.

Weltwoche: Legt Ihre Partnerin DJ Lady Tom immer noch auf?

Abdel-Latif: Nein. Wir haben uns im Übrigen entschlossen, getrennte Wege zu gehen. Wir werden unsere Ehe beenden.

Weltwoche: Möchten Sie noch mehr Kinder?

Abdel-Latif: Als leidenschaftlicher dreifacher Vater denke ich, dass meine Familienplanung nach der Scheidung so weit beendet ist. Charlie Chaplin hat uns jedoch vorgemacht, dass letztlich nichts unmöglich ist . . .

Weltwoche: Wo leben Sie heute?

Abdel-Latif: Wir leben seit über drei Jahren in der Weltmetropole Dubai. Einerseits ist mir die Kultur nicht fremd, andererseits konnte ich so sehr erfolgreich mein Unternehmen globalisieren. Ebenfalls habe ich in den Immobilienmarkt investiert und besitze heute einige Luxusapartments, die vermietet werden. Zudem investiere ich in innovative Technologien und Hightech-Start-ups, die in den nächsten Jahren die Welt massiv verändern werden.

Weltwoche: Werden Sie heute mehr als Mister Schweiz von 1996 oder als Arzt wahrgenommen?

Abdel-Latif: Ich werde hauptsächlich als Unternehmer, Arzt, Investor und Bestsellerautor wahrgenommen. Dennoch gibt es tatsächlich immer wieder Menschen, die mich auf meine Mister-Schweiz-Vergangenheit von vor 27 Jahren ansprechen.

Weltwoche: Welches sind Ihre Erinnerungen an die Mister-Schweiz-Wahlen?

Abdel-Latif: Es war eine ganz andere Zeit. Der Glamour und die Freiheit, auch politisch inkorrekt zu sein, gaben mir die Möglichkeit, spannende Dinge zu erleben, interessante Menschen kennenzulernen und nebenbei meine Doktorarbeit zu schreiben. Alles war nachhaltiger und nicht so schnelllebig wie heute.

Weltwoche: Was halten Sie vom heutigen MeToo-Zeitgeist?

Abdel-Latif: Bei bestimmten Themen ist es definitiv angemessen, sie auf den Tisch zu bringen. Womit ich einfach Mühe habe, ist dieser ganze Gender-Wahnsinn. Jedes Wort muss genaustens abgewogen werden. Es wird gerade für junge Menschen zunehmend schwieriger, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Ich persönlich halte mich nicht an diese aufgezwungenen Regeln. Mein wöchentlicher Podcast «Adel pur» ist gerade darum ein Hit geworden, weil ich dort Dinge und Themen unmissverständlich beim Namen nenne, ohne sie zu verintellektualisieren.

Weltwoche: Finden Sie es gut, dass es die Mister-Schweiz-Wahl nicht mehr gibt?

Abdel-Latif: Das Konzept hat sich totgelaufen. Dennoch denke ich, dass die Schweizer Medienlandschaft von einer innovativen Form dieser Wahl sicherlich profitieren könnte.

Weltwoche: Wollten Sie nie in die Politik?

Abdel-Latif: Es gab tatsächlich von einer grossen Partei starke Bemühungen, mich in die Politik zu integrieren. Ich bin jedoch zu direkt, zu ehrlich und viel zu wenig gesellschaftskonform, um dort meinen Platz zu finden.

Weltwoche: Unterrichten Sie noch? Oder halten Sie Referate? Wo?

Abdel-Latif: Ich bin seit über sechs Jahren Lehrbeauftragter für Verhandlungsführung an der Universität St. Gallen (ES-HSG). Ebenfalls gebe ich privat sehr exklusive Verhandlungsseminare, in denen ich ausgewählten Teilnehmern genau zeige, wie sie das kriegen, was sie wirklich möchten.

Weltwoche: Zum Schluss haben Sie noch einen Wunsch offen . . .

Abdel-Latif: Ich wünsche mir, dass meine Kinder gesund bleiben und Erfüllung auf ihren gewählten Wegen finden werden. Letztlich streben wir alle nur nach einer einzigen Sache: glücklich zu sein.

«Glamour und Freiheit»: Abdel-Latif, 1996 und heute.

Der Basler Mediziner Adel Abdel-Latif, Jahrgang 1971, erlangte als Mister Schweiz 1996 nationale Bekanntheit. 2010 gründete er die Firma Radiolutions AG, 2013 gewann er den Weltmeistertitel der World Kickboxing Federation im Schwergewicht.