Arbeiter, Bauern oder ein unerschrockener ­Pöbel, der nichts zu verlieren hatte – es waren schon immer Menschen mit einer Mistgabel in der Hand, die sich gegen ihre Unterdrücker auflehnten. 1989 waren es Hooligans des 1. FC Lokomotive Leipzig, die DDR-Bürger bei den ­dortigen Montagsdemonstrationen vor Zugriffen durch die Stasi schützten. Nun sind am 26. Oktober in Köln rund 5000 «Hooligans ­gegen Salafisten» (Hogesa) auf die Strasse ­gegangen – und ich habe vor ihnen den Hut ­gezogen.

Ich bin berufstätige Mutter von zwei erwachsenen Kindern, Ultramarathonläuferin, mit Coaching- und Yoga-Ausbildung, weit gereist und freiheitsliebend. Viele mehrmonatige Auslandsaufenthalte und internationale Freundschaften prägen meinen Erfahrungsschatz. Ich erkläre mich uneingeschränkt solidarisch mit Israel. Niemals hatte ich mit Nazis und Rechtsextremen zu tun – ich lehne diese zutiefst ab. Und in den Medien bricht ein Höllenfeuer aus. Was ist geschehen? Dieses bürgerliche «Monster» wagt es, nach Köln zu einer Demo gegen Kopfabschneider und Frauenverstümmler zu fahren. Noch dreister: Als Augenzeugin schreibe ich meine Eindrücke auf und widerspreche damit der offi­ziellen Version. Mein kleiner, eilig getippter Text wurde allein in drei Tagen über 200 000- mal auf Journalistenwatch.com abgerufen, 21 000-mal auf Facebook «geliked».

Typen, die sich trauen

Doch es darf nicht sein, was ist. Mein privates, berufliches und politisches Wirken wird von eifrigen Denunzianten untersucht, skanda­lisiert und in diskreditierende Massnahmen umgesetzt. Das Telefon klingelt ununterbrochen, Interview-Anfragen von ARD bis zur Zeit – doch ich sehe schlicht kein Presseorgan, das eine nachdenkliche, abwägende Haltung einnimmt. Alles, was nicht «linientreu» daherkommt, wird umgedeutet, sinnentstellt. Das Meinungskartell aus Politik und Medien lässt grüssen.

Selbst in meiner Partei, der Alternative für Deutschland, die sich mit «Mut zur Wahrheit» rühmt, wird offen zur Denunziation aufgerufen. Abweichende Meinungen werden nicht geduldet. Und damit auch wirklich nie, nie wieder ein Bürgerlicher wagt, sich selber ein Bild davon zu machen, hat Parteichef Bernd Lucke allen Mitgliedern verboten, an Hogesa-Demonstrationen teilzunehmen. Man muss sich schon sehr bewusst machen, dass man Mitglied einer demokratischen ­Partei ist und nicht aus Versehen in einer obskuren, kontrollbesessenen Sekte mit geliebtem Anführer gelandet ist.

Doch mehr und mehr Menschen haben die Nase gestrichen voll, auch unpolitische Bürger ahnen, dass etwas ganz gewaltig stinkt in Deutschland. Selbst der durch «Bauer sucht Frau»-TV sedierte Steuerknecht glaubt nicht mehr, was der Onkel in der «Tagesschau» verkündet.

Zurück zu den Hooligans. Hools sind (auch!) Bürger, die normalerweise in erbitterter Fussballvereins-Feindschaft zueinander stehen, teilweise ihr Leben lang, und sich dann in der «dritten Halbzeit» treffen, um sich gegenseitig zu vermöbeln. Und nun überwinden sie ihre tiefsitzenden Freund-Feind-Bilder, schliessen sich vor sechs Wochen zusammen und gründen die Bewegung Hogesa – «In den Farben getrennt, in der Sache vereint – Hooligans gegen Salafisten». Also Typen, die sich trauen, für unser Land und für den vor der Glotze hockenden deutschen Michel auf die Strasse zu gehen.

Familienväter, Arbeiter, Akademiker

Damit haben die Hools die gesamte selbsterklärte Medien- und Politelite vorgeführt: Wer, bitte, schafft so etwas im veganen, links-grünen, geschlechtervielfältigen Konstantin-Wecker-Deutschland? Um zu erkennen, wie tief die Gräben zwischen einzelnen Hool-Gruppen sind, muss man sich nur vorstellen, dass die ­radikal linke Antifa dem konservativen Intellektuellen die Hand reicht, um Strategien zum Erhalt unserer abendländischen Kultur zu diskutieren. Absurd, nicht wahr? Vielleicht dämmert dem einen oder anderen, was die charakterliche Haltung der Hooligans bedeutet!

Überhaupt, diese Hools: Fremd sind sie mir nicht, denn 2009 war ich verantwortlich für das erste deutschlandweite Alkoholkonsumverbot in Regionalzügen. Auch Fussballzüge wurden trockengelegt – und ich wurde kurzzeitig zum Feind erklärt. Zwar kündigten die Hools lautstark Widerstand gegen das Alkoholverbot in Zügen an, doch letztlich hielten sich gerade sie an die Regeln: letztes Bier auf dem Perron, kein Alkohol während der Zugfahrt. Schon damals war klar: Wir haben es nicht mit Dummköpfen, tumben Nazis oder Schlägertrupps zu tun, sondern mit Familienvätern, Arbeitern, Akademikern, kurz: mit Steuerzahlern, die sich häufiges Reisen durch Deutschland leisten können.

Über die Ereignisse in Köln nun wurden Bilder zu Horrorszenarien zusammengeschnitten, die bürgerkriegsähnliche Schlachten von Rechten suggerieren. Der staatlich-medial geplante Erzählstrang wird ausgeschmückt mit Dra­matik, Behauptungen und Provokationen. Die Wahrnehmung – alles Rechte! – soll in die Köpfe des Volkes eingebimst werden. Der Innenminister äussert sich. Stellt ein Demonstrationsverbot in den Raum, die Hogesa wird zur Chefsache. Dem widerspricht, dass es «nur» dreizehn Festnahmen und keine Schlägerbilder gab. Lediglich ein «zufällig» auf dem Platz abgestellter Polizeibus wurde umgeworfen, der als Beweisbild x-fach bemüht wurde. In Berlin und Hamburg brennen bei linksextremen Gewaltausschreitungen zum 1. Mai Fahrzeuge, Barrikaden und sogar Polizeistationen. Überhaupt, wenn dreizehn festgenommen wurden – was machen wir denn mit den anderen 4987 Demonstranten? In Köln ist keine Schaufensterscheibe zu Bruch ­gegangen, und «der Dom zu Kölle» steht ebenfalls noch – also bitte auch in der Berichterstattung die Kirche im Dorf lassen!

Doch was, wenn die 5000 Prügler wirklich Gewalt gesucht und damit Ernst gemacht hätten? 1300 Polizisten und zwei Wasserwerfer hätten ihnen nichts entgegensetzen können. Nein, die Hools wollten eine friedliche Demonstra­tion, und sie haben untereinander dafür gesorgt, dass einzelne Ausreisser schnell wieder beruhigt wurden. Von der Gruppe beteiligter Neonazis (rund 200) werden sich die Hools bei künftigen Demos allerdings deutlich abgrenzen müssen, damit die Ewiggestrigen nicht zur Demontage der Hogesa benutzt werden.

Warum sind Islamisten so oft in Talkshows?

Da bleibt noch eine spannende Frage: Was, wenn gewaltbereite Islamisten gegen die Hools aufmarschiert wären? Zum Beispiel jene Demonstranten, die vor wenigen Wochen mit hasserfüllten Gesichtern ungehindert «Hamas, Hamas, Juden ab ins Gas» skandierten – und zwar in Berlin, nicht etwa im Gazastreifen. Die, denen die Polizei artig Lautsprecher zur Verfügung stellte, damit sie ihre Parolen und Verwünschungen noch besser in die Menge brüllen konnten. Oder die, die sich mit Macheten, Messern, Dönerspies­sen und Schusswaffen in Celle und Hamburg ­gegenseitig an die Gurgel gingen.

Warum werden eigentlich Salafisten und Islamisten so oft in deutsche Fernseh-Talkshows eingeladen? Zuletzt konnten sie bei einem hilflosen Günther Jauch und einer politisch korrekten Sandra Maischberger quasi ungehindert ihr demagogisches Gift verbreiten. Sobald jedoch Menschen «wie du und ich» auf die Stras­se gehen und ihr Entsetzen über den Salafismus ausdrücken, bricht Empörung aus, werden sie pauschal den Rechtsradikalen zugeordnet.

Das lässt nur einen Schluss zu: Eine echte Debatte über den Salafismus in Deutschland soll verhindert werden. Und zwar mit deutscher Gründlichkeit. Den Vogel schiesst übrigens Bild-Kolumnist Franz Josef Wagner ab. Der erklärt alle 5000 Demonstranten in Köln für völlig verblödet und gewalttätig und unterstellt, sie wüssten nicht einmal, was Salafisten sind. Er soll das doch bitte mal den mitdemonstrierenden Kemalisten, Jesiden, Kurden, Niederländern, Belgiern, Schweizern und Deutschen in einem persönlichen Gespräch erklären. Das Motiv der Konspiration in Presse und Politik ist so klar wie schlicht: Die Bürger sollen eingeschüchtert werden und denken, dass es sich ausschliesslich um Rechtsextreme handelt – und mit denen sympathisiert man nicht. Von Rechten besetzte Themen sind automatisch ­tabu.

«Söhne und Töchter»

Doch die Hools fordern nur ein, worum sich Deutschland seit Jahren drückt: eine Auseinandersetzung mit der dem Staat konträr gegenüberstehenden Islamisierung – mit all ihren Auswüchsen wie Scharia-Recht, Parallelgesellschaften und der Gefahr des sich ausbreitenden Salafismus. Doch wie üblich wird der Versuch unternommen, diesen Teufelskreis politisch zu negieren. Stattdessen liegen bereits durch Steuern zu finanzierende Pläne für Integrationsangebote für Dschihad-Rückkehrer vor, und der Bundesinnenminister spricht von «Söhnen und Töchtern». Doch mit Geld und warmen Worten wird man die «Surensöhne» der Apokalypse nicht aufhalten können. Die Hooligans haben vielleicht kein Rezept für die Zukunft, aber sie haben möglicherweise das Momentum geschaffen, das Bürger zum Nachdenken und Deutschland zur Besinnung bringen könnte.

Tatjana Festerling ist Kommunikationsexpertin und Gründungsmitglied der Partei «Alternative für Deutschland».