Gleich zwei grosse deutsche Automobilhersteller haben in der vergangenen Woche auffällige Konzeptfahrzeuge der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Rahmen der exklusiven Autoshow Concorso d’Eleganza in der Villa d’Este am Comersee zeigte BMW eine Designstudie auf Basis des aktuellen 8ers. Im fünf Meter langen BMW Concept Skytop wird auf klassischen Luxus und hochstehende Handwerkskunst gesetzt: ein flamboyantes Cabriolet in der Tradition des Z8, bei dem man sich fragt, warum es nicht genauso einfach gebaut wird.

Zum mehr oder weniger gleichen Zeitpunkt hat Mercedes-AMG eine weit radikalere Idee eines offenen Zweisitzers im Rahmen des Grand Prix von Monaco vorgestellt. Der Concept Mercedes-AMG Purespeed «gibt einen Ausblick auf das erste Modell der hochexklusiven Mythos-Serie», wie es beim Stuttgarter Weltkonzern heisst. Der steile Entwurf bricht zwar mit vielen optischen und technischen Gewohnheiten, wirkt aber trotzdem durchaus real und wird deshalb auch in einer Kleinserie von 250 Exemplaren ausgewiesenen Sammlern von Mercedes-Fahrzeugen zugänglich gemacht werden. Die ersten Exemplare sollen dem Vernehmen nach im kommenden Jahr ausgeliefert werden.

Weder Dach noch Windschutzscheibe sind beim Purespeed vorhanden, Fahrer und Beifahrer sollen möglichst ungefiltert den Elementen «Licht, Luft und Leidenschaft» (Mercedes) ausgesetzt werden. Stattdessen wurde ein sogenanntes Halo-System (Heiligenschein) wie eine Art Bügel in die Karosserie integriert, wie es seit 2018 in der Formel 1 Standard ist. Es schützt den Kopf des Fahrers bei Unfällen. Dazu kommen zwei aerodynamisch optimierte Helme für die beiden Insassen. Diese eröffnen Fahrer und Beifahrer ein Blickfeld, wie es für Formel-1-Piloten Alltag ist.

Mit seiner Farbverlauf-Lackierung von Le-Mans-Rot nach Grafitgrau, mit den an die Rennwagen von Stirling Moss und Denis Jenkinson im Mercedes 300 SLR erinnernden Scoops hinter den Sitzen oder durch die scharf gezeichneten Sichtkarbonteile in der unteren Partie des Fahrzeugs wirkt der Mercedes-AMG Purespeed ebenso radikal wie überraschend und hochdynamisch. In Bezug auf die Antriebstechnik basiert das Fahrzeug auf dem SL 63 4 Matic+ und wird von einem 577 PS starken Doppelturbo-V8 angetrieben. Bei Mercedes sind bislang aber keine konkreten Leistungsdaten zu erfahren.

Die Entwicklung des modernen Automobils hin zu einem zusehends elektrifizierten, hochdigitalisierten und auch etwas emotionslosen Objekt der reinen funktionalen Fortbewegung ruft, so kann man es jedenfalls sehen, in der Form eines kompromisslosen Fahrzeugs wie des Purespeed nach einer Gegenbewegung. Es ist immer wieder beruhigend, zu sehen, dass die schlichte Reduktion des Autos auf ein blosses Vehikel der Mobilität noch nicht abgeschlossen ist. Ein Sportwagen wie der Purespeed ist zum Glück auch Ausdruck von Kultur und dem menschlichen Urdrang nach Freiheit.

 

Mercedes-AMG Purespeed

Limitierte Sonderauflage von 250 Exemplaren ab 2025; Preise und technische Daten noch nicht bekannt.