Die Teuerung in Deutschland beträgt in der Zwischenzeit 2,2 Prozent. Wer vor einem Jahr 100 000 Euro unter seiner deutschen Matratze versteckte, hatte Ende Mai 2018 real 2200 Euro weniger Kaufkraft. In der Schweiz bleibt die statistisch ausgewiesen Teuerung tief. Weil der Teuerungsindex die Jahr für Jahr weiter explodierenden Krankenkassenkosten nicht korrekt erfasst. Wer in der Schweiz 100 000 Franken unter dem Kopfkissen versteckte, verlor deshalb nur 800 Franken.

Eigentlich müssten die Hypothekarzinsen in Deutschland nominal 1,4 Prozent höher sein als in der Schweiz. Sind sie aber nicht. Zehnjährige Hypotheken sind in Deutschland in etwa gleich teuer wie in der Schweiz. Das heisst: Die realen Zinsen sind in der Schweiz viel zu hoch. Und nur auf die kommt es volkswirtschaftlich an.

Das gleiche Bild bei den Staatsanleihen. Ueli Maurer bekommt das Geld um 0,49 Prozent günstiger als sein Kollege Olaf Scholz. Nominal. Real bezahlt der deutsche Staat fast 1 Prozent weniger Zinsen als die Schweizerische Eidgenossenschaft.

Unnötig höhere reale Zinsen in Basel als in Lörrach sind ein Standortnachteil. Die Gründe: Die Nationalbank macht zu wenig, um den Franken zu schwächen. Und die Zinsmargen sind in der Schweiz zu hoch. Wegen der Boni-Banker und ihren Palästen.

Das deutsche Handelsblatt in seiner Montagsausgabe: «Die aggressive Handelspolitik von US-Präsident Trump und die Italien-Krise schwächen den Euro. Für exportorientierte deutsche Unternehmen ist das ein Segen.»

Thomas Jordan hat mit der unnötigen Aufhebung des Mindestkurses 150 000 Arbeitsplätze zerstört oder neue nicht entstehen lassen. Er lernt aus seinen Fehlern wenig bis nichts. Sonst hätte er die erneute, unnötige Aufwertung des Frankens zumindest diesmal verhindert. Die Nationalbank sitzt auf einem Volksvermögen von 800 Milliarden. Ein wesentliches Anliegen der Vollgeld-Initianten ist faktisch erfüllt. Vorausgesetzt, Jordan verjubelt dieses Geld nicht auf Kosten des Werk- und Denkplatzes Schweiz. Vor fünf Jahren bekam, wer mit einem Lohn von 80 000 Franken in die wohlverdiente Rente ging, durchschnittlich noch 64 000 Franken von der AHV und der Pensionskasse. Jetzt sind es noch 56 800 Franken.

Es braucht endlich einen Staatsfonds, dessen Erträge allen zugutekommen. Vorab den Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen und Renten. Sonst leiden die neuen Rentnerinnen und Rentner unter weiter sinkenden Einkommen. Und können sich den beliebten und verdienten Vorruhestand bald nicht mehr leisten.

 

Der Autor ist Hotelier in Brig und ehemaliger Präsident der SP Schweiz.