Die Zuwanderung, so hört man oft, sichere Arbeitsplätze und Wohlstand. Tatsächlich besetzen Ausländer nicht nur Arbeitsplätze, die von den Einheimischen verschmäht werden. Sie schaffen auch neue Arbeitsplätze für Einheimische, die sich auf die Betreuung von Immigranten spezialisiert haben. In der Biologie nennt man das Symbiose. Jüngstes Beispiel: Im Kanton Zürich sollen künftig rund 800 «sozial benachteiligte Risikofami­lien» von professionellen «Hausbesucherinnen» begleitet werden, wie die NZZ am Sonntag berichtet. Hinter dem grossangelegten Betreuungsplan steckt die Hochschule für Heilpädagogik in Zürich, die sich im Namen der Chancengleichheit auf die «Arbeit mit Migrationsfamilien» spezialisiert hat. In einer 2,5 Millionen Franken teuren, hauptsächlich vom Staat finanzierten Langzeitstudie (2011 bis 2015) untersucht sie derzeit anhand von 250 Familien, wie sich der Einsatz von «Besucherinnen» auf die Entwicklung der Kinder und des Familienlebens auswirkt.

«Positive Resultate», kaum messbar

Studienleiter Andrea Lanfranchi spricht bereits jetzt von einem «Erfolg»: Die Unterschiede zwischen betreuten und nicht betreuten Familien seien zwar «noch gering», aber «dennoch deutlich» (sprich: man sieht zwar kaum etwas, aber auch das ist mehr als nichts). So wollen die «Hausbesucherinnen» festgestellt haben, dass die Kinder ihrer Risikoklientel «besser schlafen» und sich häufiger die Zähne putzen. Trotz dieser dürftigen wissenschaftlichen Beweislage ist für die kantonale Verwaltung bereits heute klar: Den betreuten Risiko­familien gehört die Zukunft. Laut dem Bericht der NZZ am Sonntag soll das Projekt «aufgrund der positiven Resultate» in der Jugendhilfe verankert werden. Ein flächendeckendes Angebot mit staatlich besoldeten Betreuern würde nach Schätzungen des Kantons fünf bis sechs Millionen Franken jährlich kosten.

Professor Andrea Lanfranchi weiss jedoch schon jetzt, dass das gutinvestiertes Geld sein wird: «Internationale Studien» würden «beweisen», dass für jeden investierten Franken Ersparnisse von drei bis sieben Franken resultierten. Das klingt gut, sicher ist indes nur: Setzt sich das Projekt tatsächlich durch, wird Lanfranchis Institution viele neue Helfer ausbilden dürfen, die ihrerseits stetig wachsenden Hilfsbedarf erkennen werden. High Noon im Speckgürtel.