Ich mag Ihnen den Erfolg mit «Wilder» gönnen. Bin fast stolz, dass «unser» Fernsehen so etwas kann. Die dritte Saison spielt in La Chaux-de-Fonds, «der vergessenen Stadt», wie SRF in Ankündigungen schreibt. Damit beginnt mein Problem.

Schon bei der ersten Szene war ich schockiert: Warum ermitteln in der «vergessenen Stadt» (warum «vergessen»?), die natürlich einen andern Namen trägt, aber sofort als unsere «La Tchaux» erkannt wird, bernische Ermittler mit BE-Autonummern und bernischem Dialekt? Und warum sprechen nur Verdächtige Französisch, die erst noch arabische Namen tragen?

Sie werden als Drehbuchautor sagen, die Serie spiele irgendwo, die Stadt sei eine international kompatible Kulisse. Warum dann BE-Nummern, Berner Ermittler? Warum dann Französisch für die Kleinkriminellen?

Sie wissen offenbar nicht, wie wichtig die sprachliche Territorialität gerade für uns Einwohner des Jurabogens ist, wo auch zugezogene Deutschschweizer immer nur Französisch sprechen. Und wo ein Polizist aus Bern, ob Bupo oder Kapo, Französisch beherrschen muss oder heimgeschickt wird.

In einer Zeit, in der alle unter dem Druck stehen, gendergerecht und inklusiv zu formulieren, niemanden sprachlich zu diskriminieren, ist es für mich unverständlich, dass Sie die Sprache so unsensibel einsetzen. Sie beleidigen damit auch alle echten Berner Kriminaler, die in «Wilder» nur rudimentär Französisch verstehen und nach einem Satz gleich ins breiteste Berndeutsch zurückfallen. So ist es eben gerade nicht.

Kurz: Warum sprechen die Guten Deutsch und die Verdächtigen Französisch? Ich empfinde es als pure Arroganz. Aber vielleicht ist es auch nur Ausdruck der legendären Ignoranz gegenüber den Romands.

Lassen Sie doch einfach alle Züri-Englisch sprechen, auch die arabischen Coiffeusen, dann verletzen Sie wenigstens das Sprachempfinden aller Schweizer(innen). Nicht nur das einer Minderheit.

 

Mit freundlichen Grüssen
Peter Rothenbühler