Man sollte sich trotz Sekundenkleber auf Asphalt, Velovorzugsrouten und anderen Zeitgeistideen keine Illusionen darüber machen, dass Autos eine breitgestreute Faszination und eine grosse Anziehungskraft auf Menschen ausüben. Steht irgendwo ein halbwegs interessantes Fahrzeug, wird es angeschaut oder fotografiert, Automessen – wo sie noch stattfinden – ziehen immer noch Tausende Besucher an.

Vor fast zehn Jahren erschien in der Süddeutschen Zeitung ein Artikel, in dem das Ende des Autos als Statussymbol ausgerufen wurde. «Peak Car» sei erreicht, individuelle Mobilität nicht mehr gefragt, so die Schlussfolgerung der Autorin. Auch wenn sich Nutzungsformen ändern, die Technologie sich entwickelt, ändert das nichts an der Magie, die der eigene Wagen für viele hat.

Wie gross die Ausstrahlungskraft eines modernen Autos sein kann, fiel mir auf, als ich die letzten Tage im elektrischen VW ID.Buzz unterwegs war. Die Namensgebung des Modells wäre Stoff für mehrwöchige Marketing-Seminare; darum soll es hier nicht gehen. Vielmehr um den Wagen an sich, mit dem VW den legendären Hippie-Bus «Bulli» mit gekonnter Lässigkeit in die Neuzeit überführt hat.

Der ID.Buzz ist ein geräumiger Van mit zwei elektrischen Schiebetüren an der Seite und einem stimmigen Aussendesign: Von vorne wirkt der Bus mit seinem freundlichen Gesicht ein wenig, als sei er direkt aus dem Pixar-Trickfilm «Cars» gefahren, das üppig dimensionierte VW-Logo an Front und Heck kann als Ausdruck eines gesunden Selbstbewusstseins von Designern und Entwicklern gelesen werden. Vor allem aber wirkt der ID.Buzz wie ein Rasensprenger der guten Laune, der feine Tröpfchen positiver Gefühle verteilt. Zunächst einmal beim Fahrer: Jedes Mal, wenn ich mich in die angenehm erhobene Position hinter dem Lenkrad gesetzt hatte, erhellte sich meine Stimmung. Der moderne VW-Bus fährt sich naturgemäss leichtfüssig, der Wendekreis ist angenehm City-tauglich, vor allem aber sind auch die Reaktionen der Umwelt konsequent wohlwollend. Ich bin schon lange kein Auto mehr gefahren, auf das die Leute so zustimmend reagiert haben: mit lachenden Gesichtern, hochgestreckten Daumen und sichtbarem Ausdruck der Zustimmung.

Und schliesslich macht der ID.Buzz aus praktischer Sicht Freude. Der Innenraum ist hervorragend gestaltet – praktisch, übersichtlich und ästhetisch –, das Raumangebot hervorragend. Mein Rennvelo konnte ich mühelos aufrecht zwischen Vordersitzen und Rückbank verstauen. Die Sitzbank lässt sich zudem längs verschieben, dahinter versteckt sich ein sehr grosser Kofferraum mit 1121 Liter Fassungsvermögen. Die Reichweite pendelte sich im Test bei etwa 350 Kilometern ein, was vollauf ausreicht. Vor allem aber ist der VW ID.Buzz ein Sympathieträger der gerne totgesagten individuellen Mobilität.

VW ID.Buzz Pro Launch

Motor/Antrieb: E-Motor, 1-Gang-Automat, Heckantrieb; Leistung: 204 PS / 150 kW; max. Drehmoment: 310 Nm; Verbrauch (WLTP): 24,6 kWh / 100 km; Batterie: 77 kWh (netto); Leistungsaufnahme: max. 170 kW; Reichweite: bis zu 425 km (WLTP); Beschleunigung (0–100 km/h): 10,2 sec; Höchstgeschwindigkeit: 145 km/h; Preis ab: Fr. 67 860.–, Testwagen: Fr. 85 001.–