Viola Amherd: Wie verlief die Mobilmachung?

Armeechef Süssli: Sie war ein Erfolg auf der ganzen Linie. Die mobilisierten Soldaten haben die Kasernen bezogen, die von den Rekruten kurzfristig geräumt wurden.

Viola Amherd: Wohin sind die Rekruten gezogen?

Armeechef Süssli: In die Turnhallen.

Viola Amherd: Dann fällt der Turnunterricht für die Schüler aus?

Armeechef Süssli: Die Schulen sind geschlossen.

Viola Amherd: Ah ja. Dann behandeln die Rekruten in diesen Turnhallen nun Corona-Opfer?

Armeechef Süssli: Äh, nein. 80 Prozent dieser Truppen stehen unter Quarantäne, weil in vielen Kompanien einzelne Fälle von Husten aufgetreten sind.

Viola Amherd: Das ist ja schrecklich!

Armeechef Süssli: Nein, nein, das ist normal. Dass wir deswegen aber jeweils gleich die ganze Kompanie unter Quarantäne stellen müssen, ist neu und hängt aber auch damit zusammen, dass die Rekruten nun in Turnhallen untergebracht sind, was sie im Übrigen sehr schätzen, da sie in der Quarantäne wenigstens Fussball spielen können.

Viola Amherd: Aber die restlichen 20 Prozent der Rekruten pflegen in ihren Turnhallen Corona-Opfer?

Armeechef Süssli: Nein. Diese 20 Prozent benötigen wir zur Versorgung der 80 Prozent, die unter Quarantäne stehen.

Viola Amherd: Aber die mobilisierten Truppen in den Kasernen pflegen Corona-Opfer?

Armeechef Süssli: Nein.

Viola Amherd: Weshalb nicht?

Armeechef Süssli: Wir kriegen keine Corona-Opfer. Die Spitäler sind dermassen unterbelegt, dass sie Pflegepersonal nach Hause schicken und Kurzarbeit einführen mussten.

Viola Amherd: Was machen denn die Soldaten in den Kasernen?

Armeechef Süssli: Schiessübungen.

Viola Amherd: Gut, ich werde Sie an der Pressekonferenz wie folgt zitieren: «Die Mobilmachung war ein Erfolg auf der ganzen Linie.»

 

Andreas Thiel ist Schriftsteller und Kabarettist.