Messen haben es im Zeitalter der Digitalisierung schwer. Entweder kämpfen sie wie die Olma oder der Autosalon ums Überleben oder sind wie die Züspa, die Muba oder die Baselworld schon mehr oder weniger lang von der Bildfläche verschwunden. Nicht so die Transportmesse transport-CH, die dieses Jahr vom 8. bis am 11. November in den Hallen von Bernexpo durchgeführt wird und sich zum eigentlichen Branchentreffpunkt entwickelt hat. «Die zehn Hallen sind zu 100 Prozent voll und von mehr als 250 Ausstellern aus der ganzen Schweiz und aus Frankreich, Deutschland sowie Österreich belegt», sagt Dominique Kolly, Gründer sowie OK-Präsident der Messe, Verbandsfunktionär und Garagist in Le Mouret (FR). Das sind rund 60 000 Quadratmeter. Dazu kommt noch die Aussenfläche des Ausstellungsgeländes. Der 57-Jährige gehört heute neben seinem eigentlichen Beruf zu den erfolgreichsten Messeveranstaltern der Schweiz.

 

In grösserem Massstab

Nicht einmal von der Covid-Pandemie liess sich die Transportmesse ausbremsen. Der Zweijahresrhythmus konnte durchgezogen werden. «Und die Besucherzahlen blieben auch stabil, bei etwa 35 000», führt Kolly aus. Insgeheim rechnet er in diesem Jahr sogar mit etwas mehr Resonanz. Angefangen hatte die Geschichte der Transportmesse in ganz kleinem Rahmen. 1988 organisierte die Garage Kolly erstmals im eigenen Betrieb eine erfolgreiche Fahrzeugausstellung, an der die Besucher auch Probefahrten machen konnten. Aus dieser Premiere entstand dann die Idee, dieses Projekt in einem grösseren Massstab umzusetzen. Es sollte aber noch bis 1999 dauern, bis Schwung in die Sache kam. «Auslöser war die Aufhebung des Nutzfahrzeugsalons in Genf», blickt Kolly zurück.

«Unser Vorteil ist sicher, dass im Organisationskomitee nur Branchenprofis arbeiten.»Als Mitglied der Sektion Fribourg des Auto Gewerbe Verbands Schweiz fragte Kolly andere Garagisten im Kanton an, ob sie auch bei einer Transportmesse dabei wären. «Die Vision stiess auf grosses Interesse, so dass 2001 die erste Auflage über die Bühne gehen konnte.» Austragungsort war damals das kurz zuvor eröffnete Forum Fribourg. Kolly ging dabei als Messe-Laie ein gewisses Risiko ein, denn er wusste anfänglich nicht, wie viele Mitbewerber tatsächlich mitmachen würden. Gleichwohl musste er die ganze Ausstellungsfläche im Voraus reservieren. «Schliesslich hatten wir aber 34 Aussteller und konnten rund 7000 Quadratmeter ausnutzen», erklärt er.

 

Professionalisierung und Umzug

In der Folge konnten auch Aussteller aus anderen Kantonen teilnehmen. Das führte dazu, dass die Messeorganisation durch die Einsetzung eines Geschäftsführers 2006 professionalisiert wurde und das Forum Fribourg mit seinen maximal 15 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche 2007 schon zu klein war, obwohl Zusatzzelte aufgestellt wurden. «Wir mussten uns nach fünf Austragungen Gedanken über Alternativen machen, wobei wir die Palexpo in Genf und die Bernexpo ins Auge fassten», sagte Kolly. Der Entscheid sei dann auf Bern gefallen, wegen der zentralen Lage und der guten Erreichbarkeit. Rückblickend ist er sehr zufrieden mit dem gegenwärtigen Standort, an dem auch immer eine sehr gute Stimmung herrsche. Kolly, der in seiner Jugend dem Schweizer Skinationalkader angehörte, steht voll hinter dem Konzept einer physischen Messe. «Ich bin der Meinung, dass persönliche Kontakte und Gespräche wichtig sind, gerade in einer zunehmend digitalen Welt, die von Entfremdung geprägt ist.»

Deshalb soll die Transportmesse in Bern ein Treffpunkt für Garagisten, Importeure, Kunden, Lieferanten und weitere Partner sein. «Unser Vorteil ist sicher, dass im Organisationskomitee ausschliesslich Branchenprofis arbeiten, welche die Bedürfnisse aller Anspruchsgruppen kennen», ist Kolly überzeugt. Als weiteres Plus nennt er, dass nicht nur der Transportverband hinter der Messe steht, sondern auch jene des Aftermarkets, der carrossiers und viele andere mehr. Dieser Umstand biete Gewähr, dass sich die gesamte Transport- und Nutzfahrzeugbranche in Bern trifft. Rund 95 Prozent der Besucherinnen und Besucher seien denn auch jeweils Fach- und Berufsleute. Auf diese wartet ein Feuerwerk an Highlights. Als absoluten Höhepunkt der diesjährigen Austragung bezeichnet Kolly die Testfahrten mit LKW und Lieferwagen aller Antriebsarten, die zum ersten Mal überhaupt nicht nur auf dem Messegelände stattfänden, sondern auch auf öffentlichen Strassen.

Daneben hebt er die Halle 8 hervor, in der es um die Zukunft der Mobilität gehe. «Dort kann man sich über die ‹Last Mile City Logistic› informieren, über autonomes Fahren und Zero-Emissionen», sagt er. Es gebe aber auch Drohnenvorführungen. Und drei junge Lastwagenmechatroniker, zwei Frauen und ein Mann, machten im Wettkampf untereinander aus, wer die Schweiz an den «World Skills», den Weltmeisterschaften für nichtakademische Berufe, vertreten dürfe.

Gerade auch in der Ausbildung hat sich laut Kolly in den 24 Jahren, in denen er die Transportmesse organisiert, technologisch viel getan. «Früher gab es nur Dieselmotoren, heute fahren die LKW und Lieferwagen mit Wasserstoff, Strom oder Gas.» Die Transportmesse in Bern sei ein Abbild der Innovationskraft der Branche, die systemrelevant sei, wie man in der Corona-Zeit am Aufkommen der Heimlieferungen gesehen habe.

Wer an der Messe mit genügend Zeit alles eingehend anschauen wolle, müsse deshalb mehr als einen Tag einberechnen. Um auch bei den nächsten Austragungen relevant zu bleiben, ist Dominique Kolly immer auf der Suche nach neuen Ideen und Trends. «Sonst ereilt und das gleiche Schicksal wie viele andere Messen, die es nicht mehr gibt.»