Es ist diese Mischung aus Mitleid und Hochmut. Wann immer von «Entwicklungshilfe» die Rede ist, macht sich eine latente Verachtung breit. Wenn in korrektem Amts- und Kirchendeutsch von «Entwicklungsländern» gesprochen wird, lässt man das Gegenüber spüren, dass es einen weiten Weg zur Vollkommenheit vor sich hat. Und ohne gütige Hilfe von aussen, von den bereits Vollkommenen, gibt es keine Entwicklung.

Weltweit einmalig dürfte nun das Bestreben von Micheline Calmy-Rey sein, unsere Entwicklungshelfer in den Rang eines Botschafters zu erheben. Die Aussenministerin möchte mit dieser Zusammenführung «die finanziellen und personellen Ressourcen des EDA gezielter einsetzen». Klingt gut. Ist aber problematisch. Ein Botschafter verkehrt von Gleich zu Gleich. Lässt sich die Schweiz indes durch einen Entwicklungshelfer vertreten, reibt dies dem Gastland seinen Drittweltstatus so richtig unter die Nase.

Problematisch ist auch, dass diese Helferideologie einen verfeinerten Rassismus pflegt, der dem Wesen kolonialer Dünkelhaftigkeit näher steht, als einem lieb sein kann: Wenn ganze Völker mit ihren Problemen angeblich nicht alleine fertig werden, dann liegt der Schluss nahe, dass sie entweder dumm oder faul oder beides sind. Solche Stereotypen werden nun noch in den Diplomatenstand befördert. Natürlich verfolgt das EDA nur die besten Absichten und schwärmt von seiner «ganzheitlichen Aussenpolitik». Es geht um «zivile Friedensförderung», um die «Achtung der Menschenrechte», um die «Linderung der Not und Armut in der Welt». Wer möchte hier widersprechen?

Niemand. Nicht einmal Kaiser Wilhelm II. In ähnlicher Selbstüberhebung trompetete er bereits 1905: «Gott hat uns gerufen, um die Welt zu zivilisieren. Wir sind die Missionare des menschlichen Fortschritts und das Salz der Erde.» Oder der französische Aussenminister Gabriel Hanotaux im Jahr 1902: «Bei der Ausdehnung Frankreichs handelt es sich nicht um Eroberungs- oder Machtpolitik, sondern darum, jenseits der Meere in Landstrichen, die gestern barbarisch waren, die Prinzipien einer Zivilisation zu verbreiten, deren sich zu rühmen eine der ältesten Nationen der Erde wohl das Recht besitzt.» Es ist diese Mischung aus Mitleid und Hochmut. Nur tönt sie bei Madame Calmy-Rey etwas flauschiger.

Der Autor ist Historiker und SVP-Nationalrat.