Von weitem weiss man nie genau: Ist das jetzt noch ein Passat oder schon ein ­Phaeton? Die Luxuslimousine von VW, die höchste Steigerungsform des Volkswagens sozusagen, ist eine unprätentiöse Erscheinung. Man muss dem Phaeton schon nahe kommen – oder, besser noch, in ihm drinsitzen –, um zu merken, dass man ganz oben angekommen ist. Während eine S-Klasse von Mercedes, ein 7er von BMW und mittlerweile auch der A8 von Audi den Status ihrer Besitzer wiedergeben, wirkt der Phaeton immer noch wie die sehr ­demokratische Form eines Luxusautos.

Aber dann: Schon die Scharniere des Kofferraums sind etwas Besonderes. Eine mechanische Schönheit, von der VW sagt, sie sei fast zu schade für einen Gepäckraum. Man sitzt in weichen, gut konturierten Ledersesseln und legt die Hand auf die Gangschaltung, die an den Schubhebel eines Flugzeugs erinnert. Und wieder ein faszinierendes Detail: Auch die Becherhalter sind ein mechanisches Glanzlicht, sie lassen sich nach unten drücken, um eine Flasche oder eine Kaffeetasse aufzunehmen. Braucht man sie nicht, schliessen sich die Mulden auf Knopfdruck. Wo man hinfasst, spürt man, was «Handmade in Germany» heisst.

Und der Phaeton hat die vielleicht beste Klimaanlage seiner Klasse. Der Legende nach hat Ferdinand Piëch, Vorstandsvorsitzender des Aufsichtsrates der Volkswagen AG, bei der Entwicklung des Phaeton die Auflage gemacht, dass die Klimaanlage absolut zugfrei zu sein habe. Auf Anfrage heisst es bei VW: «Dr. Piëch hat sich aktiv an der Definition des Lastenheftes bzw. dem Entwicklungsprozess des Phaeton beteiligt. Die zugfreie Klimaanlage ist als USP im Segment der Oberklasselimousinen ein wichtiges Positionierungselement.» Natürlich wird man auch in einer S-Klasse nicht von Windstössen aus den Luftdüsen gestört, wenn man das nicht will. Aber niemand hat «zugfrei» so konsequent umgesetzt wie VW im Phaeton. Erst wenn man die diskreten Luftströme selber beeinflussen will, öffnet sich die elegante Holzabdeckung lautlos und gibt den Blick auf die Düsen frei. Ein Schauspiel, das wir gerne jedem vorführen, den wir im Phaeton mitfahren lassen.

Überhaupt, das Fahren. Es gibt nur eine Anforderung an eine Oberklasselimousine: Man sollte nicht viel müder sein beim Ankommen als beim Losfahren. Nach drei Stunden Autobahnfahrt ist auch dies erfüllt. Der Phaeton entspannt, weil er einen erstens von der Status­angst befreit und weil er zweitens problemlos, leise und souverän über die Strasse rollt. Dafür sorgen eine schöne Luftfederung und ein vernünftiger 6-Zylinder-Common-Rail-Diesel. Damit schaffen wir Zürich–Genf mit 6,5 Litern Durchschnittsverbrauch, den ­Gesamt­verbrauch bringt man problemlos auf 9 bis 10 Liter.

Gestört hat uns am Schluss bloss, dass der iPod-Anschluss nur mit einem Extra-Kabel funktioniert und dass die Erkennung der Geschwindigkeitsbegrenzung eher unzuverlässig war. Das mag jetzt pingelig erscheinen, aber nur wenn man pingelig ist, bringt man ein Auto wie den Phaeton hin.