Zwar lebt Torsten Poels in Zürich, seine norddeutsche Prägung hat sich der nördlich von Hamburg aufgewachsene Unternehmer allerdings bewahrt. Das zeigt nicht nur sein Hobby, das Segeln, sondern auch seine direkte, schnörkellose Kommunikation. Beim Treffen mit der Weltwoche trinkt Poels ein Mineralwasser. In einer Bar im Zürcher Prime Tower sitzt uns ein kaum bekannter Gigant der Schweizer Internet-Wirtschaft gegenüber. Schon zu den frühesten Anfängen des Internets hat Poels eine Leidenschaft für Bits und Bytes entwickelt, die ihn seither nicht mehr loslässt. 1985, das Unternehmen Cisco war damals gerade ein Jahr alt, ging er nach San Francisco, um sich als Trainer für die Produkte des Unternehmens ausbilden zu lassen. «Eine Zeitlang war ich der einzige Cisco-Trainer in Europa.»

 

In neunzig Ländern aktiv

Aus dem Einmannbetrieb wurde ein Unternehmen. 1997 verkaufte Poels seine Firma, die zu beträchtlicher Grösse angewachsen war, um fünf Jahre später abermals durchzustarten. «Ich war damals 35 Jahre alt – zu früh, um in Rente zu gehen.» Er beschloss, das Thema der Internet-Ausbildung nochmals frisch anzupacken, «diesmal richtig, gross und weltweit». Fast Lane war geboren. Poels flog in Dutzende Länder, um lokale Gesellschaften aufzubauen. Heute ist das Unternehmen, dessen globale Aktivitäten Poels in einer Schweizer Holding zusammengezogen hat, der unangefochtene Marktführer in der schnell wachsenden Welt der globalen ICT-Ausbildung.

Insgesamt 3900 Trainer sind im Auftrag von Fast Lane unterwegs. Das Einzugsgebiet umfasst neunzig Länder, darunter die Schweiz. «Über unsere Schweizer Gesellschaft bedienen wir international tätige Firmen, die ihre globale Weiterbildung bei uns einkaufen.» Auch zahlreiche helvetische KMU vertrauen auf die Fast-Lane-Trainer. Das Geschäftsmodell von Poels’ Firma besteht darin, als Ausbildungspartner der wichtigen Hersteller die Fähigkeiten weiterzugeben, die zur Beherrschung ihrer Technologien nötig sind. Die Kunden von Fast Lane umfassen all jene Unternehmen, die darauf angewiesen sind, dass ihre Spezialisten stets auf dem neuesten Stand sind. Die Kundenliste liest sich wie das Who’s who von Industrie und Behörden. In der Schweiz arbeitet Fast Lane beispielsweise für Nestlé, ABB, UBS und den Bund.

Die Tiefe der Zusammenarbeit ist frei wählbar, von einzelnen Kursen nach Tagesbedarf bis zum Outsourcing der gesamten Weiterbildung, «vom Einsteigerkurs bis zur hochspezialisierten Technologie». Solche Kontrakte «umfassen durchaus zweistellige Millionenbeträge». Besonders gross, erzählt Poels, ist die Nachfrage derzeit für Cloud-Ausbildungen («Wir sind für alle drei führenden Hyperscaler zertifiziert: Microsoft, Amazon Web Services und Google») und für die Datensicherheit. «Als ich Fast Lane gegründet habe, hätte ich mir nicht vorstellen können, welche Grössenordnung die Problematik der Cyber-Attacken annehmen würde.» Es gebe zwei Arten von Firmen: jene, die bereits gehackt worden seien, und jene, die nicht wüssten, dass sie bereits gehackt worden seien.

Seine Rolle sieht der Gründer als globaler Chef-Stratege. «Ich muss sicherstellen, dass wir die richtigen Schwerpunkte bei den Technologien und in der Marktbearbeitung setzen.» Dabei hilft die jahrzehntealte Verbindung ins Silicon Valley. «Mein erster Geschäftsflug nach der Pandemie wird mich bestimmt nach San Francisco führen.»

 

Lernen im eigenen Tempo

Wie es sich für ein digitales Unternehmen gehört, finden viele Ausbildungen via Internet statt. Dafür hat Fast Lane eine eigene audiovisuelle Lernplattform aufgebaut, die es auch Universitäten zur Verfügung stellt. Zu den Kunden gehört beispielsweise die London School of Economics. «Im deutschsprachigen Raum sind leider die Universitäten noch zu sehr in der Vergangenheit verhaftet.» Die Zukunft sei das lebenslange Lernen «im eigenen Tempo». Die jüngere Generation erwarte diese Flexibilität in den Ausbildungen.

Einen privaten Ausgleich zur schnelldrehenden Welt des Internets findet Torsten Poels bei Segelregatten in der Karibik und beim Bäumepflanzen in Mittelamerika. Im Jahr 2000, er hatte gerade seine erste Firma verkauft, gründete der Unternehmer eine Stiftung, die sich der Aufforstung in Costa Rica widmet. Poels beklagt die Umweltschäden, die durch die Rodung des Regenwaldes vielerorts entstanden sind. Seit Anbeginn hat seine Stiftung über tausend Hektaren Regenwald neu erschaffen.