Zum zehnten Mal innerhalb der letzten 25 Jahre vermeldet die SNB einen Verlust.

2023 waren es erneut 3 Milliarden Franken. Dabei hatte die SNB zum Jahresende hin noch Glück, dass die Zinsen weltweit nochmals deutlich zurückkamen und Kursgewinne auf Obligationen bescherten, die die anhaltenden Fremdwährungsverluste kompensierten.

Noch im März 2023 bejubelten die Medien den rekordhohen SNB-Quartalsgewinn von 26,9 Milliarden, und erste kantonale Finanzdirektoren und linke Bundespolitiker hofften bereits auf einen wiedereinsetzenden Geldregen aus der Kasse der SNB.

Aber nun ist es definitiv: Die Kantone und der Bund gehen erneut leer aus, ebenso die Aktionäre. Nur die Löhne der bestbezahlten Notenbanker der Welt bleiben unangetastet. Die Eigenmittel (inkl. Rückstellungen) sind seit Mitte 2021 um 159 Milliarden geschrumpft, wobei der Löwenanteil auf effektive Verluste und nur 6 Milliarden auf Gewinnausschüttungen entfielen.

Die SNB-Bilanzsumme wurde zwar bis Ende 2023 seit dem Höchststand im Mai 2022 von 1069 Milliarden auf 800 Milliarden zurückgebaut. Aber auch auf dieser zurückgestutzten Bilanz bedeutet jedes Prozent Werteinbusse noch einen Verlust von 8 Milliarden Franken. Mit ihrer Riesenbilanz bleibt die SNB extrem von der Entwicklung an den internationalen Finanzmärkten abhängig. Eine Verschuldungskrise in den USA oder in Europa könnte durchaus zu weiteren Verwerfungen an den Zins- und Devisenmärkten führen.

Noch verfügt die SNB über Eigenmittel (inkl. Rückstellungen) von 63 Milliarden, was eine Eigenmittelquote von 7,9 Prozent bedeutet. Oder anders ausgedrückt: Wenn die SNB auf ihren Aktiven weitere 8 Prozent verliert, dann steht sie ohne Eigenkapital da.

Den Höchststand erreichte die SNB im Oktober 2001 mit 63 Prozent Eigenmittel an der Bilanz. Im Eigenkapital von 63 Milliarden sind etwa 44 Milliarden seit Ende 2000 bis 2023 aufgelaufene Gewinne auf den Goldbeständen enthalten, aber auch 11,9 Milliarden illegal abkassierte Negativzinsen. Bekanntlich ist im SNB-Gesetz die Verzinsung der Bankguthaben bei der SNB klar auf null begrenzt (verzinslich oder unverzinslich). Die Negativzinsen sind nun aber Geschichte, und die SNB muss den Geschäftsbanken für deren gegen 500 Milliarden Sichtguthaben seit dem 23. Juni 2023 Zinsen (derzeit 1,25 bis 1,75 Prozent) bezahlen. Das sind aufs Jahr gerechnet fast 8 Milliarden.

Bereits 2011 konnte sich die SNB nur mit einem Trick vor der Blamage eines Totalverlustes aller Eigenmittel retten: mit der Festsetzung des Euro-Mindestkurses im September wertete sie ihre Euro-Aktiven auf. Damals hielt SNB-Präsident Thomas Jordan in Basel einen Vortrag zum Thema «Braucht die Schweizerische Nationalbank Eigenkapital?». Dieses Thema nahm er an der Medienkonferenz zur geldpolitischen Lagebeurteilung im Dezember 2023 wieder auf, denn die Gefahr eines Totalverlustes ist nach wie vor akut.

2011 kam der Chef Jordan zum Schluss, dass die SNB auch ohne Eigenkapital überleben und weiterarbeiten könnte, zumal sie keine Liquiditätsprobleme wie Geschäftsbanken befürchten muss. Jordan glaubt auch, dass Notenbanken langfristig immer Gewinne erzielen würden, weil sie sich zu null Prozent refinanzieren könnten, und dies mit «ewigen Laufzeiten». Sie werde auch nicht wie andere Unternehmen dazu gezwungen, Sanierungsmassnahmen einzuleiten oder ihre Bilanz zu deponieren.

Theoretisch mögen diese Überlegungen zutreffen, aber mit dem Drucken von Geld wird kein Eigenkapital geschaffen. Kommt es einmal zu einem Vertrauensverlust, dann wird sich dieser möglicherweise über die Währung und die Zinsen entladen. Bis anhin blieb die Teuerung auch deshalb tief, weil die Importpreise währungsbedingt jedes Jahr günstiger wurden.

Verliert der Franken an Wert, dann tritt das Gegenteil ein, und die Importpreise steigen sogar stärker als die Preise im Ausland. Die SNB wäre dann gezwungen, die Teuerung mit höheren Zinsen zu bekämpfen. Darunter würde die gesamte Volkswirtschaft leiden.