Die ukrainische Botschafterin in Bern, Iryna Wenediktowa, hat diese Woche bei der Wahl von Karin Keller-Sutter zur Bundespräsidentin teilgenommen. Dabei weigerte sich die Diplomatin, in der Nähe von russischen und iranischen Regierungsvertretern zu sitzen.

Das steht der Botschafterin frei. Sie kann sitzen, wo sie will. Dasselbe gilt aber auch für die Russen und die Iraner – mit beiden unterhält die Schweiz seit Jahrzehnten diplomatische Beziehungen.

Was stört, sind die ständigen Belehrungen der Ukrainer. Mit erhobenem Zeigefinger lässt die ukrainische Botschaft verlauten, die Schweiz würde die Vertreter der beiden Staaten besser nicht mehr einladen: «Selbstverständlich sind wir sehr besorgt, und wir werden uns mit der Schweizer Seite darüber beraten, was eine solche Einladung bedeutet – ob es nicht einen Kurswechsel vom Bekenntnis zum Völkerrecht und den Werten der Genfer Konventionen bedeutet.»

Diese Einmischung ist unangebracht.

Die Schweiz ist ein souveräner Staat. Glauben die Ukrainer, dass es ihnen hilft, wenn Russen und Iraner diese demokratische Wahl von Keller-Sutter nicht mehr miterleben können?

Im Gegenteil: Irgendwann sind dieser unsägliche Krieg und das Massensterben hoffentlich vorbei. Dann werden wir froh sein, dass die Schweiz nicht alle Beziehungen abgebrochen hat.