Im Umgang mit russischen Oligarchen gibt es derzeit keine zwei Meinungen. Neben Wladimir Putin gehören sie – zumindest aus westlicher Perspektive – zu den moralischen Hauptverantwortlichen für den Einmarsch in der Ukraine.

Immerhin einer erbarmt sich ihrer – der frühere Botschafter, Lobbyist und heutige Unternehmensberater Thomas Borer. In der Neuen Zürcher Zeitung gibt der Basler den Oligarchen Tipps, wie sie die Sanktionen des Westens umgehen und ihr Geld in Sicherheit bringen können: «so viel Gold und Cash auf sich nehmen wie nur möglich. Mit der Kreditkarte möglichst viele teure Uhren und Kunstwerke einkaufen, solange die Karte noch funktioniert. Und vor allem möglichst viel Geld in Länder transferieren, die die Sanktionen nicht mittragen».

Borer glaubt nicht, dass die reichen Russen von den Sanktionen unberührt bleiben. Er sagt: «Wenn plötzlich alle Vermögenswerte – Häuser, Jachten und Bankkonti – gesperrt werden, hat das auf die Betroffenen verheerende Auswirkungen.» Wobei das Wort «verheerend» angesichts des Leids der ukrainischen Bevölkerung zynisch wirkt.

Der Ex-Botschafter bleibt unberührt: Die Folgen für die reichen Russen habe man gesehen, als die USA gegen Viktor Vekselberg Sanktionen verhängt hatten. «Ihm hat das damals völlig den Boden unter den Füssen weggezogen.»

Borer spricht aus eigener Erfahrung. Hatte er doch den Milliardär selbst einmal an ein Treffen mit Putin begleitet. «Mich hat der Präsident freundlich begrüsst. Aber Vekselberg behandelte er, als sei er nichts wert.» Es sei eine irrige Vorstellung, zu glauben, dass Oligarchen Einfluss auf den Autokraten ausüben könnten.